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Sure 12: Joseph   (übersetzt von michaelcollins)

Sure 12, "Joseph" ist eine weitere, späte mekkanische Sure. Sie wurde offenbart, sagt Maududi, "als die Quraish" - die heidnischen Araber Mekkas und der Stamm Mohammeds - "die Frage in Betracht zogen, ihn zu töten, ins Exil zu schicken oder ihn gefangen zu setzen."

Sie erzählt die Geschichte des Patriarchen Joseph, wiederum - wie wir in Sure 11 mit den Geschichten anderer Propheten sahen - mit einer klaren Botschaft in bezug auf Mohammed und seinen Gegner.

Sie beginnt in den Versen 1-3 mit einer weiteren Lobpreisung des Koran. Ibn Kathir drückt die maßgebliche islamische Anschauung aus, wenn er sagt: "Die arabische Sprache ist die eloquenteste - einfach, tief und ausdrucksvoll in der Bedeutung, die man sich ausdenken kann. Daher wurde das ehrenwerteste Buch in der ehrenwertesten Sprache offenbart, dem ehrenwertesten Propheten und Boten, übermittelt durch den ehrenwertesten Engel im ehrenwertesten Land auf Erden und seine Offenbarung beginnt während des ehrenwertesten Monats des Jahres, dem Ramadan. Daher ist der Koran in jeder Hinsicht perfekt".

Das ist natürlich keine Perspektive, die dafür sorgt, daß eine kritische Prüfung des Buches willkommen geheissen wird - wie es kürzlich in den Nachrichten mit der Entdeckung von 450 Filmrollen eines alten Manuskripts des Koran war.

Die Verse 4-101 erzählen dann die Geschichte von Joseph. Gemäß Maududi, war einer der Hauptzwecke dieser Erzählung "an die Quraish gerichtet und warnt sie, daß letzten Endes der Konflikt zwischen ihnen und dem heiligen Propheten mit seinem Sieg über sie enden würde. Da sie ihren Bruder, den heiligen Propheten auf die gleiche Art verfolgten, wie die Brüder des Propheten Joseph ihn behandelt haben... Und genau wie die Brüder des Propheten Joseph sich vor ihm zu demütigen hatten, so werden die Quraish eines Tages um Vergebung von ihren Bruder bitten müssen, den sie damals zu vernichten versuchten".

Er verweist auf den Vers 7, "Wahrlich bei Joseph und seinen Brüdern sind Zeichen für die, die suchen", in bezug auf die Quraish, die die Warnung, die ihnen in dieser Sure gegeben wurde, befolgen sollten.

Die koranische Erzählung von Joseph ist eine abgekürzte Version der Geschichte aus der Genesis 37-50 mit einigen bemerkenswerten Differenzen zum biblischen Bericht. Joseph hatte einen Traum, daß elf Sterne und die Sonne und der Mond sich vor ihm zu Boden warfen (Vers 4) - das sind seine Eltern und Brüder. Träume sollen ernst genommen werden: Gemäß 'Abdullah bin 'Abbas "sind Träume von Propheten Offenbarungen von Allah".

Mohammed selbst erklärt dies nicht nur bei den Propheten anwendbar, sondern als allgemeines Prinzip: "Ein guter Traum kommt von Allah und ein böser Traum von Satan. Wenn daher jemand von euch etwas (in einem Traum) sieht, das er ablehnt, sollte er sich dreimal schneuzen (nach links), wenn er aufsteht und Zuflucht bei Allah vor diesem Übel suchen, denn dann wird es ihm nicht schaden"
[Hadith z.B. bei Bukhari 7 / 71 / 643].

Die Brüder waren eifersüchtig und wollten ihn töten (Vers 9), aber beschlossen schließlich, ihn in einen Brunnen zu werfen und ihrem Vater Jakob zu erzählen, daß er tot sei (Verse 15-18). In einer Abwechung von der biblischen Erzählung glaubt Jakob ihnen nicht (Vers 18). Der Tanwir al-Miqbas min Tafsir Ibn 'Abbas sagt: "Er glaubte ihnen nicht, weil sie bei einer anderen Gelegenheit sagten, daß Joseph von Dieben getötet worden sei."

Jedenfalls wurde Joseph dann nach Ägypten in die Sklaverei verkauft und wird dort zum Ziel einer versuchten Verführung durch die Frau des Herrschers (Vers 30). Noch ein Detail, das nicht in der biblischen Erzählung enthalten ist, ist, daß Joseph "sie begehrt haben würde", außer daß Allah "von ihm Übel und Lüsternheit" abwandte. "Siehe! Er war einer unserer erwählten Sklaven "(Vers 24).

Der scharfe Dualismus im Islam erscheint, da Maududi darin eine Lektion sieht: "Vergleicht man die ersten Charaktere [Jakob und Joseph], geformt durch den Islam auf der Grundlage der Verehrung von Allah und Verantwortlichkeit im Jenseits mit dem Letzteren [also dem Charakter der Frau], durch Kufr [Unglauben] und die 'Ignoranz' der Verehrung der Welt und Nichtbeachtung von Allah und dem Jenseits in Gegensatz geformten..."

Sie beschuldigt ihn der Ungehörigkeit (Vers 25), aber Josephs Unschuld wird festgestellt, als sich herausstellt, daß sein Mantel am Rücken zerrissen ist und nicht an der Vorderseite - er floh, in anderen Worten vor ihr (Verse 27-28). Ihr Ehemann klagt: "Siehe! Die ist die Tücke von euch Frauen. Siehe! Eure Tücke ist sehr groß" (Vers 28).

Die Ehefrau gibt dann ein Bankett für die Frauen der Stadt, die von Josephs gutem Aussehen so voller Ehrfurcht waren, daß sie begannen, in ihre Hände zu schneiden (Vers 31). Ibn Kathir erklärt: "Sie dachten bestens von ihm und waren darüber erstaunt, was sie sahen. Sie begannen in ihre Hände vor Verwunderung über seine Schönheit zu schneiden, während sie dachten, daß sie die Zitrone mit ihren Messern schnitten."

Die Ehefrau des Herrschers fühlte sich entlastet: "Als sie den Schmerz fühlten, begannen sie zu schreien und sie sagte zu ihnen: 'Ihr tatet das alles aus einem Blick auf ihn, also wie kann ich schuldig sein?'"

Joseph wird schließlich ins Gefängnis geworfen (Vers 35). Als ihn zwei Mitgefangene bitten, ihre Träume zu deuten (Vers 36), sagt er ihnen zuerst, daß er ein guter Moslem ist: Er hatte "die Wege eines Volkes verlassen, das nicht an Allah glaubt" (Vers 37). Er folgt der Religion von Abraham, Isaak und Jakob und "niemals können wir irgendwelche Partner Allah beigesellen" (Vers 38).

Er schmachtet eine Weile länger im Gefängnis, aber schließlich bekommt er eine Chance, den Traum des Königs zu deuten (Verse 46-49). Die Ehefrau des Herrschers bekennt ihr Vergehen (Vers 51) und daher wird Joseph befreit und belohnt (Verse 54-56). Josephs Brüder kommen zu ihm um Hilfe während der Hungersnot und erkennen ihn nicht (Vers 58).

Joseph fordert, daß sie ihren jüngsten Bruder herbeibrächten (Vers 50). Muhammad Asad erklärt, wie sich die Geschichte dann entfaltet: "Joseph wollte Benjamin bei sich behalten, aber gemäß dem Gesetz von Ägypten konnte der das nicht ohne die Zustimmung seiner Halbbrüder tun". Aber als der Becher im Sack seines Bruders entdeckt wird "erscheint Benjamin des Diebstahls schuldig zu sein und gemäß des Gesetzes dieses Landes war Joseph berechtigt, ihn als Sklaven zu beanspruchen und ihn so in seinem Haus zu behalten".

Die Pointe der koranischen Geschichte ist, daß Allah alle Ereignisse befiehlt und keiner kann seinen Willen durchkreuzen: "Dies haben wir für Joseph ersonnen. Er konnte nicht seinen Bruder gemäß des Gesetz des Königs behalten bis es nach Allahs Willen geschah" (Vers 76). Joseph enthüllt seine Identität seinen Brüdern (Vers 90), die Allahs Vergebung erflehen (Vers 91) und diese erhalten (Verse 92, 98). Jakob und seine Söhne leben mit Joseph in Ägypten (Verse 99-100).

Die Verse 102-111 betonen, daß all dies eine Warnung ist. Allah sagt Mohammed, daß er ihm die Geschichte von Joseph "durch Inspiration" enthüllt hat, denn Mohammed war nicht anwesend, als Josephs Brüder sich gegen ihn verschworen, also wie konnte er wissen, wie es geschah, es sei denn er ist ein wahrer Prophet (Vers 102)? Jedoch die meisten werden es nicht glauben (Verse 103, 105, 106), obwohl dies keine erfundene Erzählung ist, sondern die Bestätigung der existierenden Schrift (Vers 111) - während die Schriften zu Mohammeds großem Ärger seine Botschaft nicht wirklich bestätigen.

Nächste Woche: Die Sure 13, "Der Donner": "Wenn es einen Koran gäbe, mit dem Berge versetzt werden oder die Erde auseinandergespalten oder die Toten veranlaßt zu sprechen, wäre dies diejenige!"

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 12, “Joseph”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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