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Sure 24: das Licht, Verse 1-20   (übersetzt von michaelcollins)

Diese medinische Sure wurde nach der Niederlage der Moslems gegen einen heidnischen arabischen Stamm, die Banu al-Mustaliq enthüllt. Vieles davon beschäftigt sich hauptsächlich mit einen der berüchtigtsten Ereignisse in der frühen islamischen Geschichte: die Gerüchte, daß Mohammeds Lieblingsfrau, Aisha, Ehebruch begangen hätte - ein Zwischenfall, der für Moslemfrauen bis zum heutigen Tag Auswirkungen hat.

Die Verse 1-10 legen allgemeine Gesetze gegen Ehebruch fest: Ehebrecher sollen hundert Peitschenhiebe erhalten (Vers 2); ein Mann, der des Ehebruchs schuldig geworden ist, darf nur eine Frau, die des gleichen Verbrechens schuldig ist oder eine Nichtmoslemfrau heiraten (Vers 3); vier Zeugen sind nötig, um die Schuld zu bezeugen und falsche Beschuldiger sollen achtzig Peitschenhiebe erhalten (Vers 4); Ehemänner können Beschuldigungen wegen Ehebruchs gegen ihre Ehefrauen erheben, wenn sie es vier Mal unter Eid bezeugen (Vers 6) und Allahs Fluch auf sie beschwören, wenn sie lügten (Vers 7); eine Ehefrau, die so beschuldigt ist, kann die Bestrafung abbiegen, indem sie vier Mal bezeugt, daß ihr Ehemann lügt (Vers 8) und gleichfalls Allahs Fluch auf sich herabrufen, wenn sie lügt (Vers 9).

Peitschenhiebe für Ehebruch? Warum also verurteilen einige islamische Staaten Ehebrecherinnen zur Steinigung bis zum Tod? Wegen eines Hadith, das besagt, daß der Koran ursprünglich die Steinigung für Ehebrecher vorsah, aber daß die Passage irgendwie weggefallen ist. Umar, der zweite Nachfolger Mohammeds als Kalif, der Führer der Gläubigen, erklärte [z.B. nach Bukhari 8/82/816]: "Ich fürchte, daß nachdem eine lange Zeit vergangen ist, können die Leute sagen: 'Wir finden nicht die Verse von Rajam (Steinigung zu Tode) im heiligen Buch' und folgerichtig könnten sie vom rechten Weg abweichen, indem sie eine Verpflichtung, die Allah enthüllt hat, aufgeben".

Umar wollte nicht, daß das geschieht, daher warf er sein gesamtes Gewicht zur Legitimierung der Steinigung für Ehebruch ein: "Siehe! Ich bestätige, daß die Strafe des Rajam demjenigen zugefügt werden soll, der illegalen Geschlechtsverkehr ausübt, wenn er schon verheiratet ist imd das Verbrechen durch Zeugen oder durch Schwangerschaft oder durch Bekenntnis bewiesen ist." Umar fügte hinzu "sicherlich führte Allahs Apostel (das ist Mohammed) die Strafe des Rajam aus und so machten wir es nach ihm".

In den Versen 11-20 züchtigt Allah wütend eine Gruppe, die "eine Lüge vorbrachten" (Vers 11) gegen eine keusche Frau, ohne vier Zeugen vorzuweisen (Vers 13). Die Gottheit schimpft ebenfalls die Gläubigen aus, weil sie dieser offensichtlichen Verleumdung Glauben geschenkt hatten (Verse 12, 16). Dies ist eine sehr ernste Sache (Vers 15), aber der Koran sagt uns nicht, worum es sich überhaupt handelt. Der Hadith Bukhari 5/59/462 liefert die Details: Allah hatte kürzlich die Verschleierung von Frauen befohlen (dieses Gebot wird von Vers 31 übermittelt), daher wurde Aisha, als sie Mohammed zu einer Schlacht begleitete, in einer mit Vorhängen versehenen Sänfte auf dem Rücken eines Kamels getragen.

Die Karawane hielt an und Aisha stieg aus, um dem "Ruf der Natur" zu folgen. Am Rückweg verlor sie ihre Halskette und hielt an, um danach zu suchen. In der Zwischenzeit lud ihre Dienerschaft, der es verboten war, sie anzusehen oder mit ihr zu sprechen, die Sänfte wieder auf das Kamel, ohne zu bemerken, daß sie nicht darin war. "Zu der Zeit", erklärt Aisha, "war ich noch eine junge Frau" und darüber hinaus, "waren Frauen Leichtgewichte, weil sie nicht dick wurden".

Und daher ging die Karawane ohne sie ab und Mohammeds Lieblingsfrau saß auf dem Trockenen. Bald darauf kam ein moslemischer Krieger vorbei, der hinter der Armee herreiste, und war ziemlich verblüfft, Aisha alleine vorzufinden. "Ich verschleierte mein Gesicht sofort mit meiner Kopfbedeckung" beteuerte Aisha "und bei Allah, wir sprachen kein einziges Wort und ich hörte ihn kein anderes Wort ausser seiner Istirja sagen" - ein Gebet, daß in Zeiten von Leid gesprochen wird. Der Krieger trug Aisha auf seinem Kamel zum Camp der Moslems - und beinahe sofort begannen die Gerüchte.

Sogar Mohammed war von ihnen betroffen. Aisha erklärt: "Nachdem wir nach Medina zurückgekehrt waren, wurde ich einen Monat lang krank. Die Leute verbreiteten die erfundenen Behauptungen der Verleumder, während mir nichts von all dem bewußt war, aber ich fühlte, daß ich in meinem gegenwärtigen Leiden nicht die übliche Freundlichkeit von Allahs Propheten erhielt, die ich zu bekommen pflegte, wenn ich krank wurde".

Aisha war tief besorgt: "Ich weinte in dieser Nacht bis zur Morgendämmerung, ich konnte weder aufhören zu weinen noch zu schlafen und dann am Morgen weinte ich noch immer". Ali bin Abi Talib, der später der größte Heilige und Held der schiitischen Moslems wurde, erinnerte Mohammed unritterlich, daß da "jede Menge Frauen" für den Propheten verfügbar seien (Aisha vergaß oder vergab das niemals und nach Mohammeds Tod führte sie Krieg gegen Ali selbst.) Aber Ali riet auch Mohammed, Barira, Aishas Sklavenmädchen zu befragen, ob sie irgendetwas gesehen hätte und Barira behauptete, daß Aisha nichts Unrechtes getan hätte.

Mohammed beließ die Angelegenheit in Allahs Händen und sagte Aisha: "Man hat mich so und so über dich informiert; wenn du unschuldig bist, dann wird Allah bald deine Unschuld enthüllen und wenn du eine Sünde begangen hast, dann bereue es bei Allah und bitte ihn um Vergeben, denn wenn eine Person seine Sünden bekennt und Allahs Vergebung erbittet, dann nimmt Allah seine Reue an."

Mohammed erhielt dann eine Offenbarung von Allah, wie Aisha beobachtete: "Es überkam ihn der gleiche schwere Zustand, der ihn überkam (wenn er göttlich inspiriert wurde), so daß die Tropfen seines Schweißes wie Perlen an ihm herabrannen, obwohl es ein (kalter) Wintertag war und das war wegen des Schwere der Verkündung, die ihm enthüllt wurde. Als dieser Zustand von Allahs Apostel vorbei war, lächelte er, als er entlassen wurde, und die ersten Worte, die er sagte, waren: "Aisha, Allah hat deine Unschuld erklärt". Allah hatte die Verse 11-20 enthüllt.

Aisha jedoch war noch immer zornig: "Meine Mutter sagte zu mir: 'steh auf und geh zu ihm'. Ich sagte: 'Bei Allah, ich werde nicht zu ihm gehen und ich will niemanden ausser Allah danken.' Jedoch war sie über die Offenbarung erstaunt: "Bei Allah, ich hätte niemals gedacht, daß Allah eine Offenbarung, die rezitiert werden würde, zu meinen Gunsten enthüllen würde, weil ich mich für zu unwichtig ansah, als dass von mir durch Allah in einer göttlichen Offenbarung gesprochen werde." [Bukhari 9/93/635]

Aber so wichtig war sie. Und die falschen Anschuldigungen gegen sie waren die Ursache für die Erfordernis, daß vier männliche moslemische Zeugen herbeigebracht werden müssen, um einen Ehebruch oder ein ähnliches Vergehen zu beweisen. Das islamische Recht erfordert noch immer das Zeugnis von vier männlichen Zeugen, um sexuelle Verbrechen zu begründen (Vers 13). Folglich ist es sogar heute buchstäblich unmöglich, eine Vergewaltigung in Ländern, die dem Diktat der Scharia folgen, zu beweisen. Sogar noch schlimmer ist es, wenn eine Frau einen Mann der Vergewaltigung beschuldig, könnte sie damit enden, daß sie sich selber belastet. Wenn die erforderlichen männlichen Zeugen nicht gefunden werden können, wird die Anklage des Opfers wegen der Vergewaltigung ein Eingeständnis von Ehebruch.

Das erklärt die schreckliche Tatsache, daß ganze 75% der inhaftierten Frauen in Pakistan tatsächlich wegen des Verbrechens, ein Opfer von Vergewaltigung zu sein, hinter Gittern sind. Als die Regierung von Musharraf Maßnahmen ergriff, um das Verbrechen der Vergewaltigung aus der Sphäre des islamischen Rechts zu entfernen und einzurichten, daß es nach dem modernen Kanon des forensischen Beweises beurteilt werden sollte, war eine Gruppe von islamischen Geistlichen wütend. Sie forderten, daß das neue Gesetz zurückgezogen werden sollte: Es würde Pakistan in eine "freie Sexzone" verwandeln. Geistliche donnerten, daß das neue Gesetz "gegen die Lehren des Islam" sei und nur erlassen, um den Westen zu beschwichtigen.

Nächste Woche: Frauen erhalten den Befehl, sich zu verschleiern.



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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 24, “The Light”, verses 1-20

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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