islam-deutschland.info

Home » DAS KORAN-BLOG » Sure 32

Sure 32: „Die Niederwerfung“ (as-Sadscha)   (übersetzt von illuminatus)

Die Sure 32, „Die Niederwerfung“ stammt aus der Mitte der mekkanischen Periode und wiederholt viele der bekannten Hauptanliegen, welche uns bereits in anderen Kapiteln des Koran begegnet sind. Maududi sagt, dass es „das Hauptthema dieser Sure ist, die Zweifel der Menschen betreffend Tauhid (die absolute Einzigartigkeit von Allah), des Jenseits und des Prophetentum zu beseitigen und dazu einlädt, sich auf diese drei Realitäten einzulassen.“

Der aufmerksame Leser des Koran-Blogs wird vor allem in den letzten Wochen vielleicht bemerkt haben, dass diese Themen – die Beseitigung der Zweifel der Menschen bezüglich der Einzigartigkeit von Allah, dem Tag der Auferstehung und die Stellung von Muhammad als Prophet - auch die Anliegen von sehr vielen anderen Passagen des Koran außerhalb dieses Kapitels sind. Und so ist Sure 32 im wesentlichen eine Art von Wiederholung und Überprüfung vieler Behauptungen, die uns schon bisher begegnet sind. Wiederholung ist natürlich ein pädagogisches Hilfsmittel, vor allem in einer auf mündlicher Überlieferung basierenden Kultur.

Und so hören wir in ihr wieder, dass der Koran jenseits allen Zweifels wahr ist und Muhammad ihn nicht gefälscht hat (Verse 1-2), dass Allah alles in sechs Tagen geschaffen hat und niemand für irgend jemand anderen eintreten wird, um ihn am Tage der Auferstehung zu schützen (Vers 4), dass Allah alles weiß (Vers 6), dass der Mensch aus Ton geschaffen wurde (Vers 7), dass die Ungläubigen die Auferstehung der Toten leugnen würden (Vers 10), dass Allah jene am Tage der Auferstehung verhöhnen wird, die ungläubig sind und sie in die Hölle werfen wird, damit sie, wie er sagt, „die Strafe schmecken“ für ihre Missetaten (Verse 14 und 20) und dass diejenigen, die gläubig sind, die beten und Almosen geben (Verse 15-16), ihre Belohnung erhalten werden (Vers 17).
(Übrigens, wenn Muslime den Verweis auf die Niederwerfung in Vers 15 hören und auch andere Verse, welche sich auf die Niederwerfung beziehen, sind sie dazu angehalten selbst die Niederwerfung zu praktizieren. Einige Ausgaben des Koran sind mit Zeichen an den Seitenrändern vor jedem Niederwerfungsvers versehen, so dass der Leser auf das, was folgt, vorbereitet ist.)

Zusammenhängend mit all diesem, hat einer der frühen Muslime, Mu'adh bin Jabal, Muhammad einmal gefragt: „O Prophet Allahs, berichte mir von einer Tat, welche mir den Eingang in das Paradies garantiert und mich von der Hölle fernhält.“ Muhammad antwortete: „Du hast nach etwas Großem gefragt und dies ist leicht für jene, denen Allah es leicht macht. Bete Allah an, stelle ihm nichts an die Seite, übe dich in regelmäßigem Gebet, bezahle Zakat, faste im Monat Ramadan und mache eine Wallfahrt zum Haus [also zur Kaaba].“ Dann fragte er Mu'adh: „Soll ich dir nicht vom größten aller Dinge berichten, von seinen Säulen und Gipfeln?“ Als Mu'adh dies bejahte, sagte Muhammad: „Das größte aller Dinge ist der Islam, seine Säulen sind die Gebete und sein Gipfel ist der Jihad nach dem Willen Allahs.“ Und er erzählte Mu'adh weiter, dass all dies davon abhängen würde, dass man seine Zunge in Zaum halten könne.

Die Ungläuben sind Gläuben nicht gleich (Vers 18) – denn tatsächlich sind die Gläubigen „die besten Leute“ (3:110), während die Ungläubigen „die Abscheulichsten aller geschaffenen Wesen sind“ (98:6).

In der Aussage, dass alles was Allah geschaffen hat, gut ist (Vers 7) sehen wir ein neues Element. Dieses scheint im Wiederspruch zu der Idee zu stehen, dass Allah auch viele jinns und Männer geschaffen hätte, welche für die Hölle bestimmt wären (7:179 und Vers 13 dieser Sure). Imam Malik sagt dazu allerdings, dass dies nur bedeuten würde, dass „er ja alles gut geschaffen hätte und in einer guten Weise, „ und nicht, dass alles, was er selbst geschaffen hat, auch gut wäre. In Vers 13 wird auch die Behauptung wiederholt, dass Allah alle menschlichen Wesen zur Wahrheit führen könne, wenn er dies so gewollt habe – und es wird erneurt darauf hingewiesen, dass Allah nicht, im Gegensatz zum Gott der Bibel, wolle, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1 Thimoteus 2:3).

Die Ungläubigen werden sowohl in diesem Leben, als auch im nächsten bestraft (Vers 21). Dies ist eine Idee, welche Auswirkungen auf den politischen Aspekt des Islam hat: Da die Dhimmis, das bedeutet die Besitzer der Schrift (vor allem Juden und Christen) im islamischen Staat die "Bereitschaft zur Unterwerfung unter die Muslime" anbieten müssen, sowie „sich selbst unterworfen zu fühlen“ (9:29), liegt es in der Verantwortung der islamischen Staaten, sicherzustellen, dass dies auch passiert - so daß die Dhimmis den Geschmack der Strafe für ihren Unglauben nicht nur im nächsten Leben, sondern auch in diesem fühlen. Ibn Abbas und viele andere haben die Idee von Vers 21 folgendermaßen erklärt: „Die 'nahe Qual' steht für Krankheiten und Probleme in dieser Welt und die [übrigen] Dinge, die seinem Volk als Test Allahs für seine Diener zustoßen, so daß sie Ihm Buße tun.“ Diese Prüfungen werden zum Teil in den islamischen Staaten durch die Einführung von Bürgern 2. Klasse und durch institutionalisierte Diskiminierung der Dhimmis eingeführt, um diese zur Buße und Bekehrung zu bewegen. Denn es gibt nichts schlimmeres als einen Sünder, der Allahs Zeichen ignoriert (Vers 22) – und diese, wie wir gesehen haben, schließen die Verse des Koran mit ein.

Es folgen weitere vertraute Themen: Allah erinnert Muhammad daran, dass er Moses ein Buch gegeben hat (Vers 23), aber wir bekommen hier weder die Geschichte von Moses noch wesentliche Aspekte davon wiederholt. Doch in früheren Nacherzählungen von Vorfällen in Moses' Karriere (wie wir bereits bei mehr als einer Gelegenheit gesehen haben), ist, wie Maududi sagt, der entscheidende Punkt dabei, wieder Muhammad betreffend: „Dann heißt es, das ist nicht die erste so erzählte Begebenheit dieser Art, dass ein Buch von Gott zu einem Menschen herab gesandt wurde. Wie wir alle wissen, wurde schon davor auch Moses ein Buch herabgesandt. Darin ist nichts Merkwürdiges, worüber ihr euch wundern sollt. Seid versichert, dass dieses Buch von Gott herabgesandt wurde, und beachtet gut, dass das Gleiche jetzt geschehen wird, wie es bereits in der Zeit von Moses geschehen ist. Die Führerschaft wird nur jenen gelten, welche dieses göttliche Buch annehmen. Diejenigen, welche es zurückweisen, sind zum Scheitern verurteilt. Pickthall übersetzt den nächsten Absatz von Vers 23 als „so seid nicht im Zweifel darüber, dass er dies erhalten hat, „aber der Tafsir al-Jalalayn und andere legen es als „seid nicht im Zweifel über die Begegnung mit ihm“ aus, und beziehen sich dabei auf Muhammads nächtliche Reise ins Paradies, während der er Moses und andere Propheten getroffen hat [siehe dazu den Artikel zu Sure 17, Vers 1]. Allah ernannte Führer für die Kinder von Israel (Vers 24), und am Tag des Jüngsten Gerichts werden diese über ihre streitenden Fraktionen richten (Vers 25). Erkennen diese die Lektion nicht, die in den Leuten liegt, welche Allah vernichtet hat (Vers 26)? Sehen sie nicht die Zeichen in der Natur (Vers 27) ? Jetzt spotten sie und fragen, wann dieser Tag denn kommen wird (Vers 28). Allah trägt Muhammad auf, ihnen zu sagen, dass es nichts nützen würde, erst an diesem Tage ein Gläubiger zu werden (Vers 29).

Nächste Woche: Sure 33, "die Verbündeten", über Robert E. Lee, Stonewall Jackson und Jefferson Davis ['Confederates' hießen auch die Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg] – nein, Moment..., es geht um einige entscheidende Schlachten in Mohammeds früher medinensischen Epoche und die Sure enthält sogar Allahs Befehle an Mohammed, seine Schwiegertochter zu heiraten. Diese Begebenheit, die in Sure 33 nur oberflächlich erwähnt wird, ist einer der vieldiskutiertesten Vorfälle in Mohammeds ganzer überaus bewegten Prophetenkarriere und seither stets ein heißes Thema sowohl unter Islam-Apologeten als auch bei deren Gegnern.

  Diesen Artikel kommentieren

  Sure 33, Verse 1-27

  Zurück zur Übersicht


Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 32, “The Prostration”

islam-deutschland.info empfiehlt zum Weiterlesen folgende Koran-Übersetzungen ins Deutsche:
        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

Als Anglophiler, als Webmaster, oder als Journalist können Sie unser Projekt "DAS KORAN-BLOG" auch aktiv unterstützen.



Kontakt / Impressum