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Sure 3: Die Familie Imran   (übersetzt von multikultur)

Mit Vers 121 beginnt eine Erörterung der Lehren, die aus der Schlacht von Uhud und der Schlacht von Badr gezogen wurden. Im Jahre 624 n. Chr. konnten die Muslime bei Badr eine grosse Übermacht der heidnischen Koreischiten bezwingen. Im darauffolgenden Jahr besiegten die Heiden wiederum die Muslime in der Schlacht von Uhud, bei der Mohammed leicht verwundet wurde. Allah erinnert Mohammed daran, dass zwei Gruppen von Muslimen beinahe desertiert wären, als er mit ihnen in die Schlacht von Uhud zog. Sie hätten keine Furcht haben dürfen, "wo doch Allah ihr Beschützer war" und die Gläubigen in ihn vertrauen sollten (Vers 122). Schliesslich hätte Allah den Muslimen, als sie noch "ein bescheidener unscheinbarer Haufen" waren, den Sieg bei Badr geschenkt (Vers 123). Nach islamischer Überlieferung konnten 313 Muslime die weitaus stärkere Streitmacht bei Badr besiegen, weil Allah ihnen 3.000 Engel herabsandte, die an ihrer Seite kämpften (Vers 124). Dies ist auch einer der Gründe, warum sich heutige Jihadisten nicht von der Überlegenheit des US-Militärs einschüchtern lassen.

Als die Koreischiten mit fast 1.000 Mann bei Badr eintrafen, wandte Mohammed sich gemäß Ibn Ishaq an Allah: "Oh Gott, wenn diese Truppe heute untergeht, wird man Dich nicht länger anbeten". Doch kurz darauf sagte Mohammed zu seinem Gefolgsmann Abu Bakr: "Sei frohen Mutes, Oh Abu Bakr. Gottes Hilfe wird mit dir sein. [Der Erzengel] Gabriel hält die Zügel deines Pferdes und führt es, seine Vorderzähne sind mit Staub bedeckt". Dann schritt Mohammed die Reihen seiner Krieger ab und machte ein folgenschweres Versprechen - eines, das durch alle Zeiten den muslimischen Kämpfern Mut machen sollte: "Bei Gott, in dessen Hand die Seele Mohammeds liegt, kein Mann wird heute erschlagen werden, der mit unerschütterlichem Mut gegen sie kämpft, der vorrückt und nicht nachgibt, sondern Gott wird ihn ins Paradies führen". Einer der versammelten muslimischen Krieger, Umayr bin al-Humam, rief aus: "Fein, Fein! Steht nichts zwischen mir und meinem Eintritt ins Paradies, als von diesen Männern getötet zu werden?" Und er schleuderte einige Datteln beiseite, die er gerade hatte essen wollen, stürzte sich ins Schlachtgetümmel und kämpfte bis er getötet wurde. Muslimische Kämpfer haben im Lauf der Geschichte mit dem gleichen Mut kämpft, in dem Bewusstsein, dass sie im Falle eines Sieges die Kriegsbeute würden geniessen können (über die in Sure 8 ausführlich gesprochen wird), im Falle ihres Todes aber ins Paradies eintreten würden.

Und der Schlüssel zum Sieg im irdischen Leben ist die Unterwerfung unter Allah: "Wenn ihr geduldig und gottesfürchtig seid, und (wenn) sie jetzt sofort gegen euch daherkommen, wird euch euer Herr (sogar) mit fünftausend Engeln in Kampfbereitschaft unterstützen" (Vers 125). In den Versen 126-129 wird betont, dass die Entscheidung über Sieg und Niederlage allein Allah zusteht.

Die Verse 130-139 wenden sich der Verdammung des Wuchers zu, ermahnen die Muslime zu Frömmigkeit, Gehorsam und Edelmut und fordern sie auf, Allah um die Vergebung ihrer Sünden zu bitten. Allah lädt die Gläubigen ein, "im Lande umherzuziehen und zu schauen, wie das Ende derer war, die (unsere Gesandten) für Lügner erklärt haben" (Vers 137). Dies ist eine der Grundlagen der islamischen Vorstellung, vor-islamische und nicht-islamische Kulturen seien durchweg jahiliyya - die Gesellschaft der Ungläubigen, welche ohne jeden Wert ist. [Der indischstämmige Schriftsteller] V.S. Naipaul wurde auf seinen Reisen durch das "Haus des Islam" mit dieser Geisteshaltung konfrontiert. Für viele Muslime, so schildert er in seinem Buch "Eine islamische Reise", "ist die Zeit vor dem Islam eine Zeit der Finsternis: dies ist Teil der muslimischen Theologie. Die Geschichte hat im Dienste der Theologie zu stehen". Naipaul berichtet von einigen pakistanischen Muslimen, die die berühmte archäologische Ausgrabungsstätte des Landes bei Mohenjo Daro alles andere als wertschätzten. Vielmehr betrachteten sie die Ruinen als ein Lehrbeispiel für den Islam und schlugen vor, Vers 137 der dritten Sure des Koran als Unterrichtsmaßnahme dort anzubringen. Vers 129 verspricht denen, die gläubig sind, dass sie "die Oberhand" haben werden - oder wie Ibn Kathir es ausdrückt: "Sicherlich, der endgültige Sieg und Triumph wird euer sein, O ihr Gläubigen". Nach Ibn Abbas allerdings fassten einige der Muslime bei Uhud dies dahingehend auf, dass die Gläubigen über die Ungläubigen "erhaben" seien - worauf sie einen Berg erklommen und so eine Gruppe der Koreischiten in die Flucht schlugen.

In den Versen 140-179 wird die Frage aufgegriffen: Warum aber haben die Muslime bei Uhud verloren? Es ist eine Prüfung Allahs (Vers 141) - eine Prüfung sowohl für die Gläubigen als auch für die Zweifler (Verse 166, 167). Hatten die Gläubigen tatsächlich gedacht, sie würden ins Paradies eingehen, ohne dass Allah vorher diejenigen unter ihnen prüft, die für ihn "gekämpft" (dschahadu = den Jihad ausgeführt) haben (Vers 142)? Sogar wenn Mohammed selbst getötet würde, sollten die Muslime weiterkämpfen (Vers 144), denn niemand könne ohne Allahs Erlaubnis sterben (Vers 145). Auch bei den anderen Propheten hätten sie nicht gezögert, selbst als sie "um Allahs Willen von einem Unglück betroffen" waren (Vers 146). Muslime sollen den Ungläubigen nicht gehorchen (Vers 149), da Allah ihnen schon bald "Schrecken einjagen" würde (Vers 151).

Und tatsächlich, die Muslime waren bei Uhud gerade dabei, ihre Feinde "vernichtend zu schlagen", als sie abgelenkt wurden: als die muslimischen Krieger "die flüchtenden Frauen sahen, wie sie ihre Kleider rafften und dabei ihre mit Reifen geschmückten Fesseln und ihre Beine entblößten", begannen sie zu rufen: "Die Beute! Oh Männer, die Beute!". Unter Missachtung von Mohammeds Befehlen verließen sie ihre Stellungen, um diesen Frauen nachzustellen - und so ließ Allah die Muslime von den Ungläubigen in die Flucht schlagen - als eine Prüfung (Verse 152, 153). Die Muslime zogen sich ihre Niederlage also selbst zu (Vers 165). In den Versen 154 und 155 ist die Rede vom Kummer dieser Männer nach der Schlacht von Uhud und Vers 159 rät Mohammed, nachsichtig mit ihnen zu sein. Die Verse 156-158 und 160 stellen erneut die Behauptung auf, dass Leben und Tod, wie auch Sieg und Niederlage allein in Allahs Händen lägen und deshalb niemand den Kampf fürchten solle. Denn wer in der Schlacht falle, der sei nicht tot, sondern amüsiere sich fortan in den Gärten des Paradieses (Verse 169-172, siehe auch 136, 163).

Vers 161 wurde laut Ibn Kathir offenbart "in Zusammenhang mit einem roten Gewand, das bei der Kriegsbeute von Badr fehlte. Einige behaupteten, der Gesandte Allahs hätte es an sich genommen". Doch dieser Vers entlastete Mohammed: ein Prophet würde stets vertrauenswürdig sein und nichts unterschlagen. Und seine Anwesenheit sei eine grosse Gunst Allahs (Vers 164).

In den Versen 173-175 werden jene gepriesen, die ihre Furcht ablegten und in die Schlacht zogen; "sie kehrten zurück mit Allahs Gnade und Grosszügigkeit" - also mit Kriegsbeute in dieser Welt und dem Paradies im Jenseits. Den Gläubigen wird in den Versen 176-179 gesagt, sie sollen sich nicht wegen den Ungläubigen grämen, die nur deshalb in Wohlstand leben "damit sie der Sünde immer mehr verfallen. Eine erniedrigende Strafe haben sie (dereinst) zu erwarten" (Vers 178).

In den Versen 180-200 werden die Ungläubigen scharf kritisiert, während den Gläubigen grosser Lohn versprochen wird. Diejenigen die behaupten "Allah ist arm und wir sind reich!" (Vers 181) sind nach Auffassung Ibn Kathirs, des Tafsir al-Jalalayn, Asads, Daryabadis, Bulandsharis und anderer wiederum die Juden. Doch die Hölle erwarte sie, weil sie die Propheten getötet hätten (Vers 183). Die Schriftbesitzer "warfen Allahs Verpflichtung achtlos fort, verschacherten sie. Ein schlechter Handel (auf den sie sich eingelassen haben)!" (Vers 187). Die Gläubigen sollten sie niemals beneiden, selbst wenn sie Erfolg hätten, denn Allah würde sie in die Hölle schicken (Verse 196, 197), während die Gläubigen sich an den Gärten des Paradieses erfreuen würden (Vers 198). Jene unter den Schriftbesitzern, die Mohammed als Propheten anerkennen und "die Zeichen Allahs nicht verschachern", würden ebenso belohnt werden (Vers 199). Wieder ist das hier verwendete Wort für "Zeichen" ayat, derselbe Begriff, mit dem auch die Verse des Koran bezeichnet werden. Vers 200 verspricht denen, die sich Allah unterwerfen, ein Leben in Glückseligkeit. Diese Vorstellung hat in der Geschichte des Islam dazu geführt, dass Unglücksfälle stets dem Ungehorsam gegen Allah zugeschrieben wurden, während eine eventuell erfolgende Abhilfe eine Bestätigung der Strenge im Glauben war.

In der nächsten Folge: Sure 4, "Die Frauen": Regeln für Polygamie, das Verprügeln von Ehefrauen und vieles mehr.



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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Sura 3, "The Family of Imran", verses 121-200

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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