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Sure 49: Die Gemächer, Sure 50: Qaf, Sure 51: Die wirbelnden Winde und Sure 52: Der Berg   (übersetzt von Martin)

Die späte medinische Sure 49 beginnt, indem sie den Gläubigen sagt, wie sie sich in Gegenwart von Mohammed verhalten sollen (Verse 1-5). Man mag sich wundern, weshalb ein vollkommenes und ewiges Buch, welches für alle Zeit gültige religiöse und ethische Anleitung enthält, einen Abschnitt besitzt, der nur für Leute gültig ist, die zur ersten Generation des Islam gehörten, doch die Antwort hierzu liegt in der Anweisung an die Muslime, sich nicht in Mohammeds Gegenwart hervorzutun (Vers 1). Dies bedeutet, sagt Ibn Kathir, dass sie "nicht drängen" sollten, "Entscheidungen vor ihm zu fällen, sondern eher seiner Führung in allen Angelegenheiten folgen sollten." Nach Mohammeds Tod können Muslime dies tun, indem sie die Direktiven ihres Propheten befolgen, wie sie in den authentischen Ahadith festgehalten sind - ein Umstand, den traditionelle Muslime verwenden, um zeitgenössische Muslime zurechtzuweisen, die erklären, dass sie dem Koran allein folgen.

Dann folgen die Verse 6-18 mit weiteren allgemeinen Vorschriften für die Gläubigen. Sie sollen nicht dem Bericht einer bösen Person glauben (Vers 6). Mohammed ist unter ihnen, und wenn er jeden Wunsch der Gläubigen befolgen würde - anstelle von Allahs Befehlen - gäbe es Schwierigkeiten (Vers 7). Die Gläubigen sollen nicht gegeneinander kämpfen, aber sie sollen sich verbünden, um gegen eine rebellische Gruppe zu kämpfen, bis diese zu Allahs Wahrheit zurückkehrt (Vers 9): Dies ist eine Hauptrechtfertigung für interne Kämpfe zwischen islamischen Sekten. Die wahren Gläubigen sind hingegen eine einzige Bruderschaft (Verse 10, 13) - eine, die über alle anderen Bindungen hinausgeht, einschließlich der nationalen und sogar der familiären. Maududi erklärt, dass "die nationalen und Rassenunterschiede, die allgemeines Verderben in der Welt auslösen, verworfen worden sind."

Dann folgt die Züchtigung einer Gruppe von Beduinen, deren Glaube unvollkommen ist. Sie werden ermahnt, Allah und Mohammed zu gehorchen (14).

Mohammed rezitierte die mekkanische Sure 50 jeden Freitag während seiner Freitagspredigt und an den Id-Festen - den Festen am Ende des Ramadan und am Ende der Pilgerfahrt nach Mekka. Sie beginnt mit einem Eid - "Beim preiswürdigen Koran!" (Vers 1) - aber es ist unklar, wer schwört und von was der Schwur handelt. [Der Koranübersetzer Abdullah Yusuf] Ali behauptet in einer eingeklammerten Bemerkung, dass es ein Eid darüber sei, dass Mohammed ein Prophet sei: "Beim ruhmvollen Koran (Du bist Allahs Gesandter)." Der Tafsir [Korankommentar] al-Jalalayn dagegen sieht darin einen Eid über die Ungläubigen: "Beim ruhmvollen Koran, beim edlen Koran, die Ungläubigen in Mekka haben gewiss nicht an Mohammed (s) geglaubt."

Aber wer leistet diesen Schwur? Allah ist nach der islamischen Doktrin der alleinige Sprecher im Koran, aber es ist merkwürdig, dass er, die allmächtige Gottheit, auf Dinge geringer als er selbst schwören muss, um seine Glaubwürdigkeit zu begründen. Dennoch vermehren sich solche Schwüre im letzten Teil des Korans (so wie er angeordnet ist, nicht chronologisch).

Die Verse 2-14 wiederholen erneut die Wunder der natürlichen Welt als Beweis von Allahs Macht und kritisieren die Ungläubigen für ihre Zweifel an der Auferstehung der Toten. Allah listet einige frühere Gruppen auf, die er vernichtet hat - Leute, die ebenfalls die Auferstehung und seine Gesandten zurückgewiesen hatten (Verse 12-14). Dann folgt eine Warnung vor dem Tag des Gerichts und dem Höllenfeuer (Verse 15-30). Jede Person wird von zwei Engeln begleitet, einer zeichnet ihre guten Taten auf, und der andere ihre schlechten Taten (Vers 17). Diejenigen, die Allah zurückweisen und andere Götter anbeten, werden in die Hölle geschickt werden (Verse 24, 26). Die Gerechten dagegen werden die Gärten des Paradieses betreten (Verse 31-35). Daher sollte Mohammed geduldig sein (Vers 39), denn der Jüngste Tag kommt (Vers 42). Der Koran ist eine Warnung (45).

Die mekkanische Sure 51 ist eine poetische Meditation über das Gericht, die Hölle und das Paradies. Allah schwört bei den Winden (Vers 1), dass das, was Mohammed versprochen hat, wahr ist (Vers 5). Die Ungläubigen sind getäuscht (Vers 9), und diejenigen, die die Unwahrheit verbreiten, sind verflucht (Vers 10) - das heißt diejenigen, die spotten und fragen, wann denn der Tag des Gerichts kommen wird (Vers 12). Sie werden die Hölle schmecken (Vers 14), während die Gerechten das Paradies genießen werden (Vers 15), denn letztere standen früh auf, um zu beten (Vers 18), und gaben Almosen an die Bedürftigen (Vers 19).

Die Verse 24-37 erzählen die Geschichte von Abrahams "ehrenvoll aufgenommenen Gästen" - ein Bericht, der an die Erscheinung des Herrn und der "drei Männer" vor Abraham in Genesis 18 erinnert. Wie im Buch Genesis sagen die Besucher Abraham, dass seine Frau einen Sohn zur Welt bringen wird (Vers 28), und sie lacht spöttisch, weil sie alt und unfruchtbar ist (Vers 29). Dann, ebenfalls wie im Buch Genesis, gehen die Männer weiter nach Sodom und Gomorra, die hier nicht mit Namen genannt werden, sondern als "Volk, das sündigt", identifiziert werden (Vers 32), welches zerstört werden wird (Vers 33), nachdem die Gerechten evakuiert werden (Vers 35). Dann folgen weitere Präzedenzfälle der Vernichtung der Ungläubigen: Pharao (Verse 38-40), das Volk der ‘Ad (Verse 41-42), das Volk der Thamud (Verse 43-45) und Noahs Volk (Vers 46).

Die Verse 47-49 zählen einige der Zeichen Allahs in der natürlichen Welt auf, und dann, in den Versen 50-53, spricht Mohammed die Ungläubigen an. Es gibt keinen Hinweis, wie es ihn an vielen anderen Stellen im Koran gibt, dass Allah Mohammed anweist, diese Dinge zu sagen, und dennoch spricht Mohammed in der ersten Person - was dieses zu einer weiteren problematischen Passage für den islamischen Glauben macht, dass Allah der einzige Sprecher im Koran sei. Dann, in den Versen 54-60, beruhigt Allah Mohammed und sagt ihm, er solle sich von den Ungläubigen abwenden und dass es nicht seine Schuld sei, dass sie nicht glauben (Vers 54). Sie werden an jenem furchtbaren Tag bestraft werden (Vers 60).

Sure 52 ist auch mekkanisch und behandelt viele derselben Themen. Die Verse 1-28 befassen sich mit der Hölle und dem Paradies. Die Ungläubigen werden in die Hölle geschickt werden, die sie geleugnet haben (Vers 14), und gefragt werden, ob das Feuer, das sie verbrennt, unecht sei (Vers 15). Die Gesegneten werden die Frauen des Paradieses genießen, die "schöne große und strahlende Augen" haben (Vers 20), und werden mit ihren Familien vereinigt werden (Vers 21). Ibn Kathir und der Tafsir al-Jalalayn stimmen überein, dass dies etwas mit den Ebenen des Paradieses zu tun hat: die gläubigen Kinder frommer Leute werden in die Ränge, die ihre Eltern erreicht haben, aufgenommen werden, auch wenn sie selbst nicht so fromm waren. Die Gerechten werden im Paradies auch von schönen Jungen bedient werden (Vers 24). Der Tafsir al-Jalalayn führt aus: "Und dort werden rings um sie her zur Bedienung Jünglinge, vornehm [in der Haltung], ihres Eigentums, herumgehen, als ob sie hinsichtlich ihrer Schönheit und Reinheit verborgene Perlen wären, aufbewahrt in Schalen, denn wenn sie [eine Perle] in ihr ist, ist sie besser als eine, die nicht [in der Schale] ist."

Die Verse 29-48 kritisieren die Ungläubigen scharf, die Mohammed beschuldigen, von Dämonen besessen (Vers 29) und ein Poet (Vers 30) zu sein und den Koran erfunden zu haben (Vers 33). Aber sie können nichts Gleichartiges herstellen (Vers 34). Haben sie die Himmel und die Erde geschaffen (Vers 36)? Selbst wenn sie ein Stück vom Himmel auf sich herunterfallen sähen, würden sie sagen, es wären nur Wolken (Vers 44). Daher soll Mohammed sie in Ruhe lassen (Vers 45) und geduldig sein (Vers 48), denn die Ungläubigen werden das Ihre am Tag des Gerichts erhalten (Vers 46).

Nächste Woche: Sure 53, "Der Stern": Der echte Zwischenfall mit den "Satanischen Versen".



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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Suras 49, “The Chambers,” 50, “Qaf,” 51, “The Winnowing Winds,” and 52, “The Mount”

islam-deutschland.info empfiehlt zum Weiterlesen folgende Koran-Übersetzungen ins Deutsche:
        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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