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Sure 9: die Reue   (übersetzt von Martin)

Die Verse 81-89 von Sure 9, "Die Reue", gehen scharf mit den Muslimen ins Gericht, die sich weigerten, Mohammed auf seiner Expedition nach Tabuk zu begleiten, wo er im Jahr 631 gegen die Byzantiner kämpfen wollte. Einige entschuldigten sich wegen der Gluthitze in Arabien, die eine Expedition besonders anstrengend machte - was Allah dazu brachte, sie wegen der Hitze der Hölle zu verspotten, denn "es ist ihnen zuwider, mit ihrem Vermögen und in eigener Person um Allahs willen Krieg", d.h. Dschihad, "zu führen" (yujahidoo, Vers 81). Ibn Kathir erklärt: "Wenn sie irgendeine Einsicht oder Verständnis gehabt hätten, wären sie mit dem Gesandten Allahs marschiert, um sich vor dem Feuer der Dschahannam [der Hölle] zu retten, das viel heftiger ist."

Selbst wenn die Heuchler ihre Meinung ändern und sich Mohammed bei einer zukünftigen Expedition anschließen wollen, werden sie für immer davon ausgeschlossen bleiben (Vers 83). Mohammed und die Muslime sollen nicht einmal für sie beten, wenn sie sterben (Vers 84). Sie werden auch in dieser Welt bestraft werden (Vers 85 - eine Wiederholung von Vers 55). Aber Mohammed und die Muslime, "die mit ihrem Gut und mit ihrem Blut kämpfen" (jahadoo), werden die Gärten des Paradieses betreten (Verse 88, 89).

Die Verse 90-105 greifen die beduinischen Araber heraus, um sie besonders dafür zu tadeln, dass sie nicht nach Tabuk gegangen sind. Ibn Juzayy sagt, dass dies allein ihre Behauptung, Muslime zu sein, widerlegt: "Das waren die Leute, die weder zum Dschihad gingen, noch nach Entschuldigungen für ihr Zurückbleiben suchten, so dass sie logen, als sie behaupteten zu glauben." Das bedeutet nicht, dass niemand vom Dschihad ausgenommen werden kann: Man mag zurückbleiben, wenn man "schwach oder krank" ist oder zu denen gehört, "die nichts zum Ausgeben finden" (Vers 91). Ibn Kathir erklärt die Bedingungen: "Allah erwähnt hier die gültigen Ausnahmen, die einem erlauben, vom Kämpfen fernzubleiben. Er erwähnt zuerst die Ausnahmen, die mit der Person selber zusammenhängen, die körperliche Schwäche, die einem den Dschihad nicht gestattet, wie Blindheit, das Hinken und so weiter. Er erwähnt dann die Ausnahmen, die nicht permanent sind, wie zum Beispiel eine Krankheit, die einen davon abhält, für die Sache Allahs zu kämpfen, oder die Armut, die einen hindert, sich auf den Dschihad vorzubereiten. In diesen Fällen ist es keine Sünde zurückzubleiben, vorausgesetzt, dass sie, wenn sie zurückbleiben, keine Bosheit verbreiten oder versuchen, die Muslime zu überreden nicht zu kämpfen, sondern die ganze Zeit über gutes Benehmen in dieser Lage zeigen."

Aber die Reichen verlangen die Freistellung (Vers 93) und bringen Entschuldigungen vor, die Mohammed nicht zu akzeptieren bereit ist (Vers 94), denn diese Leute sind unrein (Vers 95). Die schlimmsten Ungläubigen und Heuchler sind die Beduinen (Vers 97). Allah beschuldigt einige von ihnen, sich gegen Mohammed zu verschwören, und warnt, dass ihre Pläne auf sie zurückschlagen (Vers 98). Jedoch glauben einige wirklich (Vers 99). Allah möge denen vergeben, die Reue für ihre Missetaten empfinden, denjenigen, die "eine gute Tat mit einer anderen, schlechten" vermischten (Vers 102). Ibn Juzayy erklärt, dass "diese Aya über Abu Lubaba herabgesandt worden ist. Seine tugendhafte Handlung war der Dschihad, und seine schlechte Handlung war, den Banu Qurayza einen Rat erteilt zu haben" - das ist der jüdische Stamm, der sein Abkommen mit den Muslimen gebrochen hatte und den Mohammed anschließend massakriert hatte. Diejenigen, die bereuen, können ihre Reue besiegeln, indem sie Almosen spenden (Verse 103, 104).

Die Verse 106-112 kontrastieren falschen Glauben mit der wahren Sache. Auf dem Rückweg von Tabuk erhielt Mohammed die Nachricht von einer Moschee, die eine Gruppe von Muslimen in Opposition zu seiner Autorität gebaut hatte. Allah gab ihm eine Offenbarung, die die böswillige Absicht der Erbauer klar machte, trotz deren Beteuerungen guter Absichten (Vers 107). Mohammed befahl seinen Anhängern, die Moschee niederzubrennen. Ibn Kathir sagt, dass ihre Erbauer "sie zu einem Vorposten für die, die gegen Allah und seinen Gesandten Krieg führten, machten."

Vers 111 mit seiner Garantie des Paradieses für diejenigen, die für Allah "töten oder (selber) den Tod erleiden", ist im modernen Zeitalter die Begründung für die Selbstmordattentate geworden. Ibn Kathir erläutert: "Allah erklärt, dass er seine gläubigen Diener für ihr Leben und ihr Vermögen - wenn sie es für seine Sache aufgeben - mit dem Paradies entschädigt." Ibn Juzayy fügt bezeichnenderweise hinzu: "Es wird behauptet, dass dieser Vers über die Huldigung von Aqaba [ein frühes Gelöbnis der Bereitschaft der Muslime, für den Islam Krieg zu führen] herabgesandt wurde, aber sein Urteil gilt allgemein für jeden Gläubigen, der Dschihad auf dem Wege Allahs führt, bis zum Tag der Auferstehung."

So wurde es verstanden. Abu Abdel Aziz, ein moderner Dschihadist, der in Afghanistan und Bosnien gekämpft hat, sagte 1994 in einem Interview: "Ich habe herausgefunden, dass das beste Opfer, das wir um Allahs willen hergeben können, unsere Seelen sind, dann unser Besitz." Dann zitierte er Vers 111.
[Das englische Interview mit dem tatkräftigen Islamisten A. (Spitzname damals in Bosnien: Barbaros) findet sich unter http://www.seprin.com/laden/barbaros.html]

Der Koran sagt, dass dieses Versprechen des Paradieses für diejenigen, die für Allah töten oder getötet werden, auch in der Tora und im Evangelium stünde, aber es steht dort nicht - was an sich ein weiterer Beweis für gläubige Muslime ist, dass diese Dokumente verfälscht worden sind.

Die Verse 113-129 unterstreichen, dass die Treue zu Allah vor allem anderen kommt und dass Allah alles beherrscht. Mohammed und die Muslime sollen nicht für die Heiden beten, auch wenn es sich um Verwandte handelt (Vers 113, vgl. Vers 84). Abraham hätte sich sogar von seinem Vater losgesagt, als ihm klar wurde, dass jener ein "Feind Allahs" war (Vers 114). Allah wird kein Volk irreführen, nachdem er es zur Wahrheit geführt hat (Vers 115). Ibn Juzayy erläutert: "Diese Aya war über Muslime herabgesandt worden, die ohne Erlaubnis um Vergebung für die Götzendiener gebetet hatten und dann um sich selber fürchteten, und so war diese Aya herabgesandt worden, um sie zu trösten, d. h. Allah wird euch nicht dafür tadeln, bevor euch klar war, dass es verboten war." Die "Drei, die zurückgelassen wurden", denen in Vers 118 vergeben wird, waren drei Muslime, die laut Ibn Juzayy "hinter der Tabuk-Expedition ohne Ausrede und ohne Heuchelei, noch mit Absicht zurückblieben." Die Gläubigen müssen "Allah fürchten und es mit denen halten, die die Wahrheit sagen", was nach as-Suyuti bedeutet, "in jeder Angelegenheit und in jeder Situation wahrhaftig zu sein." Jedoch erlaubte Mohammed das Lügen "in der Schlacht, um die Aussöhnung zwischen Personen herbeizuführen und bei der Wiedergabe der Worte eines Ehemanns gegenüber dessen Frau sowie bei der Wiedergabe der Worte einer Ehefrau gegenüber deren Mann (in einer verdrehten Form, um Aussöhnung zwischen ihnen herbeizuführen)." [Sahih Muslim 32/6303].

Die Bewohner von Medina und die Beduinen hätten nicht zögern sollen, Mohammed zu folgen, denn alles, was sie bei dem Unternehmen erlitten hätten, wäre ihnen als rechtschaffene Tat gutgeschrieben worden. Nichts, was die Ungläubigen erzürnt, wird unbelohnt bleiben (Vers 120). Jedoch brauchen nicht alle Muslime auszurücken, um Krieg (Dschihad) zu führen (Vers 122). Ibn Abbas sagt: "Es ist nicht notwendig, dass alle Muslime auf Razzien mitgehen." Dies ist die Grundlage für den islamischen Rechtsgrundsatz, dass der Dschihad "fard kifaya" ist - das heißt eine Verpflichtung der Gemeinschaft, von der einige befreit sind, wenn andere sie auf sich nehmen. Dschihad wird "fard ayn" oder eine Pflicht für jeden Gläubigen, wenn ein muslimisches Land angegriffen wird. Im Allgemeinen müssen Muslime gegen die Ungläubigen kämpfen und hart zu ihnen sein (Vers 123).

Die Suren des Koran steigern den Glauben der Muslime (Vers 124), aber vermehren nur die Zweifel der Ungläubigen (Verse 125-127).

Nächste Woche: Sure 10, "Jonas": Wie Allah frühere Generationen von Ungläubigen zerstörte.

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 9, "Repentance", verses 81-129

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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