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Sure 11: Hud   (übersetzt von Martin)

Sure 11, "Hud", stammt wie Sure 10 aus der späten mekkanischen Periode, dem ersten Teil von Mohammeds prophetischer Karriere. Ihr Name kommt von den Versen 50-60, die die Geschichte des Propheten Hud erzählen, der laut islamischer Tradition um das Jahr 2400 v. Chr. zu dem Volk der ‘Ad in Arabien gesandt worden war. Sure 11 wiederholt in deutlicherer Form die Warnungen der Sure 10 vor Allahs Richterspruch. Das machte laut einem Hadith Mohammed Angst. Einer seiner führenden Anhänger, Abu Bakr, sagte zu ihm: "O Gesandter Allahs, dein Haar ist ja ganz grau geworden!" Mohammed antwortete, dass Sure 11, zusammen mit den Suren 56, 77, 78 und 81, die sich alle mit dem Jüngsten Tag befassen, "mein Haar grau werden ließen."

Diese haargraumachende Sure beginnt (Verse 1-24) mit einer Rekapitulation vieler Themen, die in Sure 10 berührt wurden, einschließlich der Weisheit des Koran selbst (Vers 1). Mujahid, Qatadah und Ibn Dscharir (at-Tabari), neben anderen, erklärten, dass dieser Vers aussagt, dass der Koran "vollkommen in seinem Wortlaut und detailliert in seiner Bedeutung ist. Das heißt, er ist vollendet in Form und Bedeutung." Denn, so Ibn Kathir, "dieser Koran kam, vollkommen und detailliert, mit dem Ziel herab, dass Allah allein angebetet wird, ohne irgendwelche Partner." Der Koran ist auch unnachahmlich: Die Herausforderung, eine gleichwertige Sure vorzulegen, wird in Vers 13 wiederholt. Kurz gefasst haben die Verse 1-24 folgende Themen: Die Notwendigkeit, Allah allein anzubeten (Vers 2), und die Abhängigkeit aller Geschöpfe von ihm (Vers 6), die Wertlosigkeit der Götzen (Vers 14), der trügerische Glanz dieses Lebens (Vers 15), die furchtbare Strafe (Verse 16 und 22), die diejenigen erwartet, die "gegen Allah eine Lüge erdichten" (Vers 18), und die angenehmen Gärten, die auf die Gesegneten warten (Vers 23).

Vers 5 enthält eine seltsame Aussage: "Doch siehe, wenn sie sich auch mit ihren Gewändern bedecken, weiß Allah, was sie verbergen und was sie offenbaren." Was hat die Verhüllung mit Kleidung mit Allahs Kenntnis der Menschen zu tun? Nun, es scheint so, dass einige Leute Kleidung trugen, um sich vor Allah zu verbergen, insbesondere in intimen Momenten: Ibn Abbas erklärt, dass "es Leute gab, die sich scheuten, ihre Kleidung abzulegen, wenn sie im Freien dem Ruf der Natur folgten, und dadurch dem Himmel nackt ausgesetzt zu sein. Sie schämten sich auch, sexuelle Beziehungen mit ihren Frauen zu haben, aus Angst, dem Himmel gegenüber entblößt zu sein. Deshalb war dieses diese Leute betreffend offenbart worden."

Dann folgen die Geschichten von verschiedenen Propheten, die sich alle um deren Zurückweisung durch böse und halsstarrige Ungläubige drehen.

Die Verse 25-49 erzählen die Geschichte von Noah und der Arche, mit einem entscheidenden Unterschied zu der biblischen Geschichte: In Genesis 6-9 hat Noah nichts mit den Ungläubigen zu tun. Gott sagt zu ihm: "Das Ende allen Fleisches ist bei mir beschlossen, denn die Erde ist voller Frevel von ihnen; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde." (Genesis 6:13), und sagt ihm dann, er solle die Arche bauen, aber er sagt ihm nicht, dass er die Menschen vor der Flut warnen soll. Im Koran dagegen kommt Noah zu seinem Volk mit einer "deutlichen Warnung" (Vers 25), "dass ihr keinem anderen außer Allah dient" (Vers 26). Somit wird die Verderbtheit und Gewalttätigkeit, derer die Menschen nach dem biblischen Bericht schuldig sind, im Koran einfach zu Götzendienst, oder genauer Schirk, die Assoziierung von Partnern mit Allah.

Natürlich kam auch Mohammed zu seinem Volk mit einer deutlichen Warnung (Vers 14:52), dass sie "Allah allein dienen" (3:64), und somit ist Noah in diesem Bericht eine Art Proto-Mohammed, der eine identische Botschaft predigt. Und dies ist in der Tat die Art, wie der Islam alle biblischen Propheten sieht. Sie verkündeten wie Mohammed den Islam - und es waren ihre Nachfolger, die ihre Lehren verfälschten, um das moderne Judentum und das Christentum zu erschaffen. Sogar die Aufnahme, die Noah erfährt, gleicht der Art, wie die heidnischen Quraisch Mohammed rezipierten. Die Ungläubigen sagen ihm, dass er nur ein Mensch ist, und beschuldigen ihn und seine Anhänger zu lügen (Vers 27), und sie behaupten sogar, dass er sich die Botschaften ausdenkt, von denen er beansprucht, dass sie von Allah wären (Vers 35). Noah erwidert, dass es keine Rolle spielt, was er ihnen sagt, wenn Allah sich entschieden hat, sie abirren zu lassen (Vers 34). Dies ist natürlich eine fast exakte Nachbildung von Mohammeds Erfahrung: Allah befiehlt ihm, den Ungläubigen zu sagen, dass er nur ein Mensch ist (18:110), sie beschuldigen ihn zu lügen (42:24) und sich den Koran auszudenken (Vers 13), und natürlich lehrt Mohammed auch, dass es für den, den Allah irreführt, keinen geben kann, der ihn rechtleitet (7:186).

Noah ist daher im Wesentlichen ein Double für Mohammed. Indirekt hervorgehoben wird die Gleichheit der Botschaften aller Propheten und die Halsstarrigkeit der Ungläubigen gegenüber der offenkundigen Wahrheit Allahs. Einer dieser Ungläubigen ist Noahs Sohn, der sich weigert, die Arche zu betreten, und stattdessen sagt: "Ich will mich sogleich auf einen Berg begeben, der mich vor dem Wasser retten wird." (Vers 43). Der Sohn stirbt in der Flut, und Noah erinnert Allah an sein Versprechen, seine Familie zu retten (welches in Vers 40 kam): "Mein Herr, mein Sohn gehört doch zu meiner Familie!" (Vers 45). Aber Allah sagt ihm: "O Noah, er gehört nicht zu deiner Familie; siehe, dies ist kein rechtschaffenes Benehmen." (Vers 46). Glaube und Unglaube beseitigen im Islam sogar Familienbande. Ibn Kathir erklärt: "Somit war es für diesen Sohn ohnehin bestimmt, dass er ertränkt werden würde, aufgrund seines Unglaubens und seiner Opposition gegenüber seinem Vater."

Die Geschichte von Hud (Verse 50-60) folgt einem grob ähnlichen Muster. Er fordert die Leute von ‘Ad auf, reumütig umzukehren (Vers 52), aber sie beanstanden, dass er ihnen kein deutliches Zeichen gebracht hat (Vers 53), und werden vernichtet - obgleich Hud und seine Leute gerettet werden (Vers 58. Die Verse 61-68 wiederholen das gleiche Schema mit der Erzählung der Geschichte von Salih, der etwas nach Noahs Zeit zu dem Volk der Thamud, die in Nordarabien lebten, gesandt wurde. Allah gibt ihnen ein Zeichen seiner Macht: "die Kamelstute Allahs als ein Zeichen für euch" (Vers 64) - welche nach einigen Traditionen auf wundersame Weise aus einem Berg hervortrat. Den Thamuditen wird befohlen, sie nicht zu verletzen, aber sie tun es trotzdem (Vers 65) und werden vernichtet (Vers 67), außer Salih und seine Gläubigen (Vers 66).

Die Verse 69-83 wiederholen die Geschichte von Abraham, Sara und Lot und kulminieren in der Zerstörung eines nicht mit Namen genannten Sodom und Gomorras (Vers 82) mit einer starken Anspielung auf das nicht genannte Verbrechen des homosexuellen Geschlechtsverkehrs (Vers 79). Die Verse 84-95 erzählen die Geschichte von Su'aib, dem Propheten für die Midianiter, in einer sehr ähnlichen Sprache und mit identischem Ausgang wie die Geschichte von Hud.

Dann rekapitulieren die Verse 96-123 viele Themen der ganzen Sure mit einer beiläufigen Erwähnung von Mose und dem Pharao (Verse 96-98. Sowohl diejenigen, die Allah abweisen, als auch die, die ihn akzeptieren, werden mit einem furchterregenden Richterspruch konfrontiert werden, der für die Ungläubigen das Höllenfeuer und für die Gläubigen das Paradies zur Folge haben wird (Verse 103-108). Allah gab Mose die Tora, aber es gibt Kontroversen darüber (Vers 110), welche Allah schon beigelegt hätte, wenn er nicht beschlossen hätte, "Seine Strafe für eure Nation aufzuschieben", so der Korankommentar Tanwîr al-Miqbâs min Tafsîr Ibn ‘Abbâs. Die Gläubigen sollten beten und standhaft sein (Verse 114-115), denn dies alles ist Allahs Wille: "Und hätte dein Herr es gewollt, so hätte Er die Menschen alle zu einer einzigen Gemeinde gemacht; doch sie wollten nicht davon ablassen, uneins zu sein." (Vers 118). Dennoch müssen die Gläubigen ihm vertrauen (Vers 123).

Nächste Woche: Sure 12, "Joseph", Zeichen und Symbole für Wahrheitssuchende.

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 11, “Hud”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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