islam-deutschland.info

Home » DAS KORAN-BLOG » Sure 30 und 31

Sure 30: die Byzantiner und Sure 31: Luqman   (übersetzt von Martin)

Nach vielen Passagen, in denen die Ungläubigen Mohammed nach einem Zeichen dafür fragen, dass er ein echter Prophet ist, aber zurückgewiesen werden (6:37, 10:20, 13:7, 13:27), überbringt er in Sure 30 tatsächlich eine Prophezeiung - obwohl diese mekkanische Sure wahrscheinlich den meisten, wenn nicht allen, festgehaltenen Forderungen nach einem Zeichen vorausgeht. Die Prophezeiung betrifft das Schicksal des Byzantinischen Reiches: der Titel dieser Sure lautet Ar-Rum, was wörtlich "die Römer" bedeutet, sich aber auf die Truppen des oströmischen Reiches bezieht, heute üblicherweise als das Byzantinische Reich bekannt. Ich habe sie daher hier mit "Die Byzantiner" betitelt.

Allah sagt, dass die Byzantiner besiegt worden sind (Vers 2), aber in ein paar Jahren siegreich sein werden (Vers 4). Die Perser besiegten sie im Jahr 615 und nahmen Jerusalem ein. Nach dem Tafsir [Koran-Kommentar] "al-Jalalayn" gebrauchten die heidnischen Araber diese Neuigkeiten, um die Muslime zu verspotten: "Die mekkanischen Ungläubigen hatten ihre Freude daran [an der Niederlage der Byzantiner] und sagten zu den Muslimen: 'Wir werden euch besiegen, wie die Perser die Byzantiner besiegt haben.'" Aber Mohammed behielt Recht: Im Jahr 622 besiegten die Byzantiner die Perser und vertrieben sie bald aus Kleinasien. Im Jahr 630 eroberten sie Jerusalem zurück.

Abdullah Yusuf Ali führt aus, dass das Wort, das mit "in ein paar Jahren" übersetzt wurde, - bid’ - "eine Periode von drei bis neun Jahren" bezeichnet, obwohl es nicht klar ist, weshalb Allah nicht genauer gewesen ist, wenn er alles weiß (6:59). Ob die byzantinischen Siege die Prophezeiung erfüllen oder nicht, hängt davon ab, ob jemand in ihnen eine Bestätigung oder eine Widerlegung davon sehen will, dass Mohammed ein Prophet war. Maududi erklärt: "Die Vorhersage, die in den Anfangsversen dieser Sure gemacht wurde, ist einer der hervorstechendsten Beweise, dass der Koran das Wort Allahs und der Heilige Prophet Mohammed ein wahrer Bote Allahs ist."

Der Ausgang war der Wille Allahs (Vers 5). Seine Versprechen sind vertrauenswürdig, obwohl die meisten Menschen nicht begreifen (Vers 6). Sie machen sich nicht klar, dass diejenigen, die Allahs frühere Botschafter zurückgewiesen hatten, zugrunde gerichtet worden sind (Vers 9). Jene bösen Menschen, die Allahs Zeichen (ayat, was sowohl als Verse des Koran als auch als Zeichen in der Natur verstanden werden kann) ablehnen und sich darüber lustig machen, werden selbst äußerst Schlimmes erleiden (Vers 10).

Die Verse 11-16 wiederholen die Warnungen vor dem Jüngsten Tag: Diejenigen, die Allah Partner zugesellt haben, werden keine Hilfe bei diesen Partnern finden (Vers 13). Die Rechtschaffenen werden Ergötzung genießen, während diejenigen, die Allahs Zeichen ablehnen, bestraft werden (Vers 16). Dann singen die Verse 17-29 Allahs Lob, indem sie auf verschiedene Eigenschaften der natürlichen Welt als Zeichen seiner Anwesenheit und Macht hinweisen, einschließlich der Erschaffung der Frauen als Gefährtinnen der Männer und der Harmonie zwischen beiden (Vers 21). Ibn Kathir erklärt: "Wenn Allah alle von Adams Nachkommen männlich gemacht hätte und die Frauen aus einer anderen Art geschaffen hätte, wie zum Beispiel aus den Dschinn oder den Tieren, so gäbe es nie Eintracht zwischen ihnen und ihren Gattinnen. Da wäre Abscheu, wenn die Gattinnen von einer anderen Art wären. Aus Allahs vollkommener Barmherzigkeit schuf er ihnen Ehefrauen von ihrer eigenen Art und schuf Liebe und Güte zwischen ihnen."

Weitere Zeichen sind die Erschaffung von Himmel und Erde, die Verschiedenartigkeit von Sprachen und Farben (Vers 22), der Schlaf (Vers 23), Blitz und Regen (Vers 24). Aber die Ungläubigen folgen einfach ihren eigenen Lüsten, anstatt dem Beachtung zu schenken -- und niemand kann diejenigen rechtleiten, die Allah fehlgehen läßt (Vers 29). (Hier liegt noch ein weiterer Hinweis vor, dass Glaube und Unglaube Allahs Sache sind, der schließlich einige Menschen nur geschaffen hat, um sie in der Hölle zu quälen - siehe 7:179).

Die Verse 30-45 unterziehen die Ungläubigen weiterer scharfer Kritik für ihren Mangel an Glauben. Die Gerechten sollen ihre Religion nicht in Sekten aufteilen (Vers 32). Ibn Kathir erklärt, dass dies sich auf "die Juden, Christen, Zoroastrier, Götzenanbeter und all die Anhänger falscher Religionen, neben den Anhängern des Islam" bezieht. Mohammed selbst sagte [Sunan Abu-Dawud 40/4579]: "Die Juden wurden in 71 oder 72 Sekten aufgeteilt, und die Christen wurden in 71 oder 72 Sekten aufgeteilt, und meine Gemeinschaft wird in 73 Sekten aufgeteilt werden." Aber eine Sekte wird die Wahrheit besitzen. Ibn Kathir fährt fort: "Die Angehörigen der Religionen vor uns hatten Meinungsverschiedenheiten und teilten sich in falsche Sekten, wobei jede Gruppe beanspruchte, der Wahrheit zu folgen. Diese Umma hat sich auch in Sekten aufgeteilt, von denen alle bis auf eine fehlgeleitet sind, welche die Ahlus-Sunnah Wal-Jama’ah ist [die Leute vom Weg und der Gemeinschaft des Propheten], jene, die an dem Buch von Allah und an der Sunna des Gesandten Allahs festhalten, und an dem, was von den ersten Generationen befolgt worden ist, den Gefährten, ihren Nachfolgern und den Imamen der Muslime früherer und späterer Zeiten."

Die Menschen rufen zu Allah, wenn sie in Schwierigkeiten sind (Vers 33), sind aber andererseits undankbar (Vers 34). Allah hat den Menschen alles gegeben - welcher seiner "Partner" kann das Gleiche tun (Vers 40)? Die Menschen sollten die wahre Religion annehmen, bevor es zu spät ist (Vers 43).

Die Verse 46-60 kehren zu den Zeichen Allahs in der Natur zurück - speziell den Winden (Verse 46, 48 ), aber die Ungläubigen bleiben undankbar (Vers 51). Der Koran enthält jede Art von Gleichnissen, aber die Ungläubigen tun es als Nichtigkeiten ab (Vers 58). Allah hat ihre Herzen versiegelt (Vers 59).

Eine weitere mekkanische Sure, Sure 31, ist nach Luqman dem Weisen benannt. Abdur-Rahman bin Harmalah erzählt seine Geschichte: "Ein schwarzer Mann kam zu Sa‘id bin Al-Musayyib, um ihm eine Frage zu stellen, und Sa‘id bin Al-Musayyib sagte zu ihm: 'Sei nicht bestürzt, weil du schwarz bist, denn unter den besten Menschen gab es drei, die schwarz waren,'" einschließlich "'Luqman dem Weisen, der ein schwarzer Nubier mit dicken Lippen war.'"

Die Verse 1-5 preisen den Koran, der eine "Rechtleitung und Barmherzigkeit" für die Rechtschaffenen ist (Vers 3). Jedoch kehren die Verse 6-11 zu den Ungläubigen zurück, die den Islam verspotten (Vers 6) und hochmütig den Rücken kehren, wenn der Koran rezitiert wird (Vers 7).

Luqman, im Gegensatz dazu, sagt seinem Sohn, er solle keine Partner mit Allah verbinden, denn "beizugesellen ist ein gewaltiger Frevel" (Vers 13). Das schwerste Verbrechen, wie der Newsletter Invitation to Islam (Einladung zum Islam) 1997 darlegte: "Mord, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und Genozid. Dies alles sind einige der entsetzlichen Verbrechen, die in unserer Welt heute geschehen. Viele könnten meinen, dass dies die schlimmsten möglichen Vergehen sind, die begangen werden können. Aber da ist etwas, das schwerer als alle diese Verbrechen zusammen wiegt: Es ist das Verbrechen des Schirk" - das heißt, Partner mit Allah in Verbindung zu bringen.

Ein Mensch soll gut zu seinen Eltern sein (Vers 14), außer sie versuchen, ihn dazu zu bringen, andere Götter anzubeten (Vers 15) - wie anscheinend einige heidnische Mekkaner bei ihren zum Islam konvertierten Kindern versuchten.

In den Versen 20-34 kehrt Allah zu der Halsstarrigkeit der Ungläubigen zurück, die nicht an die vielen Zeichen seiner Wirklichkeit glauben. Er sagt Mohammed, nicht um die Ungläubigen zu trauern (Vers 23), denn sie werden bald unnachgiebiger Bestrafung unterworfen (Vers 24), denn sie wissen, dass Allah alles erschaffen hat, aber verstehen nicht, dass sie ihm gehorchen müssen (Vers 25). Seine Worte sind unerschöpflich (Vers 27), und die Menschen sollten sich nicht durch das diesseitige Leben täuschen lassen, diese zu ignorieren (Vers 33).

Nächste Woche: Sure 32, "die Niederwerfung": Hat Mohammed den Koran erfunden?



  Diesen Artikel kommentieren

  Sure 32

  Zurück zur Übersicht


Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 30, “The Byzantines,” and Sura 31, “Luqman”

islam-deutschland.info empfiehlt zum Weiterlesen folgende Koran-Übersetzungen ins Deutsche:
        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

Als Anglophiler, als Webmaster, oder als Journalist können Sie unser Projekt "DAS KORAN-BLOG" auch aktiv unterstützen.



Kontakt / Impressum