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Sure 67: Die Herrschaft, Sure 68: Das Schreibrohr, Sure 69: Die Realität, Sure 70: Die Himmelsleiter und Sure 71: Noah   (übersetzt von Martin)

Die mekkanische Sure 67 enthält kurze Wiederholungen vieler bekannter und oft wiederholter Themen des Korans: Allah lenkt alle Dinge und hat seine Schöpfung vollkommen gestaltet (Verse 1-5). Die Ungläubigen werden die Qualen der Hölle erleiden und zu jenem Zeitpunkt bereuen, dass sie Allahs Gesandte zurückgewiesen haben (Verse 6-11). Die Gerechten werden belohnt werden (Vers 12). Allah weiß, was im Herz eines jeden ist (Verse 13-14). Allah erhält alle Dinge, und der Tod kann ohne Ankündigung kommen, es ist also besser, auf Allah zu achten und ihm zu gehorchen als ihn zu ignorieren (Verse 15-22). Die Sure endet damit, dass Allah Mohammed sechs Dinge aufträgt, die er den Ungläubigen als Antwort auf ihre Zweifel darüber sagen soll, ob und wann der Tag des Gerichts kommen wird (Verse 23-30).

Gleichermaßen durchquert die Sure 68, eine frühe mekkanische Sure, sehr geläufiges Terrain. Allah tröstet Mohammed für die Zurückweisung seiner Botschaft durch die Ungläubigen, versichert ihm, dass er nicht verrückt oder besessen sei (Vers 2), sondern tatsächlich einen erhabenen Charakter habe (Vers 4). Laut Aisha und anderen bezieht sich dies auf die Tatsache, dass Mohammeds Charakter vollkommen dem Koran entsprach, so dass er die lebende Verkörperung von dessen Ethos war. Diejenigen, die Mohammed des Verrücktseins beschuldigen, sind selber verrückt (Vers 6). Mohammed sollte nicht auf sie hören (Verse 8, 10). Mohammeds unbenannter Ankläger ist ein gewalttätiger, grausamer Verleumder (Verse 11, 13), der die Zeichen (Verse des Korans) von Allah als "Geschichten der Alten" zurückweist (Vers 15) - aber bald wird Allah ihn auf der Nase brandmarken (Vers 16)! Die islamische Tradition identifiziert diesen unglücklichen Mann als al-Walid ibn al-Mughira, einen Gegner Mohammeds von den heidnischen Quraisch. Über ihn sagt Ibn Abbas: "Wir kennen niemanden, den Gott in der gleichen abschätzigen Weise wie ihn beschrieben hat, ihn mit Schmach verschandelnd, die ihn nie verlassen wird." Ging dieser Fluch in Erfüllung? Der Tafsir [Korankommentar] al-Jalalayn informiert uns, dass "seine Nase durch ein Schwert bei Badr abgeschnitten wurde".

Dann folgt ein Gleichnis. Allah segnete die "Leute des Gartens", aber sie waren undankbar und ignorierten die Warnung eines Mannes, der sie einlud, Allah zu preisen (Vers 28). Deshalb verloren sie ihren Garten, und erst dann sahen sie ein, dass sie Buße tun und zu Allah zurückkehren mussten (Verse 17-33). Die Botschaft lautet, dass das Versäumnis, Mohammeds Worte zu beachten, ins Verderben sowohl in diesem Leben als auch im nächsten führt (Vers 33). Allah verspottet die Ungläubigen daraufhin mit Fragen (Verse 34-41, 46-47) - haben sie ein heiliges Buch, das ihnen alles sagt, was sie hören wollen (Verse 36-38)? Können sie die Partner beibringen, die sie zusammen mit Allah anbeten (Vers 41)? Der Jüngste Tag wird sicher kommen (Verse 42-45). Daher sollte Mohammed mit Geduld warten und nicht wie der klagende Jonas sein -- der "Gefährte des Fisches" (Vers 48), selbst wenn die Ungläubigen versuchen, ihn mit ihren Blicken aus dem Konzept zu bringen (Vers 51). Sie schauten, so der Tafsir al-Jalalayn, "dich in einer strengen Weise an, so dass sie dich beinahe zu Boden warfen oder von deinem Platz fallen ließen, als sie die Mahnung hörten, und sie sagten aus Neid: 'Er ist wirklich ein Verrückter!', wegen des Korans, den er gebracht hat."

Sure 69, eine weitere frühe mekkanische Sure, bewirkte die Konversion von Umar, der der Anführer der Gläubigen nach dem Tod von Mohammed und seines ersten Nachfolgers, Abu Bakr, wurde. Umar erläuterte:
"Bevor ich den Islam annahm, ging ich eines Tages in der Absicht aus meinem Haus, dem Heiligen Propheten Unannehmlichkeiten zu bereiten, aber er hatte die Masjid al-Haram [Moschee in Mekka] vor mir betreten. Als ich ankam, stellte ich fest, dass er die Sure Al-Haaqqah [Sure 69] im Gebet rezitierte. Ich stand hinter ihm und hörte zu. Während er den Koran rezitierte, wunderte ich mich über dessen literarischen Charme und Schönheit. Dann kam mir plötzlich der Gedanke, dass er ein Poet sein musste, wie die Quraisch behaupteten. Genau in dem Moment rezitierte er die Worte: 'Dies ist das Wort eines ehrenvollen Gesandten: Es ist nicht das Wort eines Dichters.' Ich sagte zu mir selbst: 'Dann ist er ein Wahrsager, wenn er kein Poet ist.' Daraufhin rezitierte er die Worte: 'Es ist auch nicht das Wort eines Wahrsagers: Wenig ist das, was ihr bedenkt. Es ist eine Offenbarung vom Herrn und Erhalter der Welten.' Nachdem ich dies vernommen hatte, ging der Islam tief in mein Herz hinein."

Die Sure beginnt, indem sie versichert, dass der göttliche Richterspruch eine "sichere Realität" sei (Verse 1-3). Dann listet sie einige der ungehorsamen Völker auf, die auf Erden von Allah für ihre Ablehnung seiner Gesandten (Vers 10) bestraft worden waren: die Völker der Thamud und ‘Ad (Verse 4-8), das Volk des Pharao (Vers 9) und das Volk von Noah (Verse 11-12). Dann folgt eine Beschreibung des Jüngsten Gerichts (Verse 13-18) und des Schicksals der Gerechten (Verse 19-24) und der Verdammten (Verse 25-37). Die Sure endet (Verse 38-52), indem sie uns noch einmal versichert, dass dies eine wahre Offenbarung von Allah sei, nicht das Wort eines Poeten (Vers 41) oder Wahrsagers (Vers 42). Und der Gesandte hat sie auch nicht erfunden - denn wenn er das täte, würde Allah seine Herzarterie durchschneiden (Verse 44-46).

Die frühe mekkanische Sure 70 ist ähnlich. Sie beginnt mit der Versicherung, dass niemand die Strafe abwehren kann, die Allah ("der Herr der Wege des Aufstieges") für die Ungläubigen bereithält (Verse 1-4). Daher sollte Mohammed geduldig sein, denn der Tag wird gewiss kommen (Verse 5-7). Der furchtbare Tag wird wieder beschrieben (Verse 8-18). Dann werden die Ungläubigen mit den Gerechten verglichen: Die Ungläubigen sind ängstlich und geizig (Verse 19-21), während die Gläubigen standhaft im Gebet sind (Vers 23), den Notleidenden helfen (Vers 25), an den Jüngsten Tag glauben (Vers 26), ihre Keuschheit bewahren, außer mit ihren Ehefrauen und Sklavenmädchen (Verse 29-30), ihre Abkommen und Verträge achten (Vers 32) und achtsam im Gottesdienst sind (Verse 34). Die Ungläubigen sehnen sich nicht einmal danach, die Gärten der Wonne zu betreten (Vers 38), doch der Tag wird gewiss trotzdem über sie kommen (Verse 42-44).

Die mekkanische Sure 71 beinhaltet Noahs Botschaft an sein Volk und außerdem sein Gebet zu Allah. Hier gibt es wieder starke Parallelen zu Mohammeds Botschaft mit der versteckten Lektion, dass diejenigen, die Mohammed zurückweisen, dasselbe Schicksal wie die erleiden werden, die Noah ablehnten. Wie Mohammed ist Noah ein "Warner" (Vers 2), aber seine Zuhörer sind dickköpfig und weigern sich zuzuhören (Vers 7). Wie Mohammed sagt Noah den Ungläubigen, dass Allah sie in dieser Welt segnen wird (Verse 11-12), aber sie werden dennoch nicht zuhören. Wie Mohammed beruft sich Noah auf die Zeichen von Allahs Macht in der Schöpfung (Verse 13-20). Wie sie sich gegen Mohammed verschwören, verschworen sich die Ungläubigen gegen Noah (Vers 22). Somit werden die Ungläubigen in der Flut ertränkt (Vers 25), während Noah betet, dass niemand von ihnen auf der Erde übriggelassen werde (Vers 26), denn sie werden nur die Gläubigen irreführen (Vers 27). Noah betet, dass Allah die Gläubigen segne, während er die Vernichtung und Bestrafung der Ungläubigen vergrößere (Vers 28).



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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Suras 67, “Sovereignty,” 68, “The Pen,” 69, “The Reality,” 70, “The Ways of Ascent,” and 71, “Noah”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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