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Suren 72, „Der Dschinn“, 73, „Der in Gewänder Gekleidete“, 74, „Der Verhüllte“, 75, „Auferstehung“, 76, „Der Mensch“   (übersetzt von cuidada)

In „The Caliph’s House“, Tahir Shahs fantastischer Erzählung seiner Abenteuer, als er mit seiner Familie nach Marokko übersiedelte und in Casablanca ein Haus kaufte und es restaurierte, ist Shah wiederholt erstaunt über den Glauben der Einheimischen (inklusive verwestlichter Marokkaner, von denen er glaubt, dass sie fortschrittlich sind) an die Existenz von Dschinns, jenen boshaften Geisterwesen, die sich in menschliche Angelegenheiten einmischen. Und ihre gleichbleibende Antwort auf seine erstaunten Nachfragen war „Es steht im Koran.“

Eine der bekanntesten Behandlungen der Dschinn im Koran findet man in der mekkanischen Sure 72. In den Versen 1-15 erzählen sie davon, dass sie eine wunderbare „Rezitation“ oder einen wunderbaren „Koran“ gehört hätten, welcher sie dazu brachte, ihren Glauben an Allah zu bekunden, der „sich weder eine Gattin noch einen Sohn genommen hat.“ (Vers 3). Die Verse 16-28 beinhalten Warnungen für die Ungläubigen: Wenn sie nur den Islam angenommen hätten, hätte Allah ihnen Regen gesandt - etwas, das wieder besagt, dass Gehorsam Allah gegenüber, irdischen Wohlstand bringt. "Die Kultstätten (masaadschid) sind (ausschließlich) für Allah da.“ (Vers 18) – wie Qatadah erklärt: „Wann immer die Juden und Christen ihre Kirchen und Synagogen zu betreten pflegten, würden sie Allah einen Partner beigesellen. Deshalb hat Allah seinem Propheten befohlen ihnen zu sagen, dass sie nur ihn allein anbeten sollen.“ Die Sure endet mit Warnungen, dass, auch wenn Mohammed schwach erschiene, Allahs Versprechen sicher seien und dass die Ungläubigen die Hölle schmecken werden (Verse 23-24).

Die mekkanische Sure 73 beginnt damit, dass Allah Mohammed als „Der du dich (in dein Gewand) eingehüllt hast (yaa aiyuhaa l-muzzammil)!“ anspricht (Vers 1), da Mohammed in Gebeten die Nachtwache hielt. Allah gab ihm Instruktionen darüber, wie lange er beten sollte (Verse 3-4, 20) und ein Versprechen für weitere Offenbarungen (Vers 5). Allah befiehlt Mohammed, sich ihm von ganzem Herzen zuzuwenden (Vers 8) und geduldig mit den Ungläubigen zu sein (Vers 10), die die qualvollen Strafen der Hölle erleiden werden (Verse 13-14). Mohammed ist ein Gesandter, so wie es Moses für den Pharaoh war, und diejenigen, die sich weigern die Botschaft zu akzeptieren, werden so wie Pharaoh bestraft werden (Verse 15-16). Die Gläubigen sollen so viel vom Koran lesen, wie ihnen leichtfällt, da Allah weiß, dass sie entweder mit dem Dschihad beschäftigt sind oder manche krank sein könnten, oder auf Reisen sein könnten (Vers 20).

Die Sure 74, ebenso eine mekkanische, beginnt in ähnlicher Art und Weise: Allah wendet sich Mohammed mit den Worten „Der du dich (mit dem Obergewand) zugedeckt hast (yaa aiyuhaa l-muddathir)!“ zu (Vers 1) und befiehlt ihm, seine Warnung zu überbringen (Vers 2). Mohammed soll sich selbst reinigen (Verse 4-5) und keinen materiellen Gewinn von der Verkündung Allahs Worte erwarten (Vers 6). Dann beschreibt Allah den Ruin und die Verdammung eines Ungläubigen, der Mohammeds Botschaft verspottet hat, und die für ihn in den Qualen des Höllenfeuers gipfelt (Verse 8-29).

Danach kommt ein kryptischer und berühmter Vers: „Über ihm sind neunzehn,“ (Vers 30). Worüber? Neunzehn was? Der Text gibt keine klare Antwort, und damit beginnt der Spaß. Unter http://free-minds.org/forum/index.php?topic=9596951.0 ist eine Diskussion [auf englisch], die viele Theorien hinsichtlich dieses Verses beleuchtet - inklusive der Theorie des Koranschülers Günther Lüling, der eine leichte Korrektur des Textes vorschlägt, damit er sich auf die Tore der Hölle bezieht, was im Kontext funktioniert. Aber der bestehende kryptische Text ist zu einer Grundlage für zahlreiche ausgeklügelte Ausflüge in die islamische Zahlenkunde geworden, die zu beweisen versuchen, dass dieser Vers einen versteckten, auf Zahlen basierenden Schlüssel enthält, der demonstriert, dass der Koran einen übernatürlichen Charakter hat. Der Vers hat auch zur Entwicklung eines Mystizismus rund um die Zahl 19 geführt – in der Art, dass manche die Auffassung vertreten, dass trotz der vielen Anwärter für die Rolle des "20. Todespiloten" es eine solche Person nicht gibt, und dass für die Dschihad-Mission des 11. September 2001 die Anzahl von 19 Hijackern wegen der mystischen Bedeutung dieser Zahl gewählt wurde.
[Eine deutschsprachige Seite einer kleinen gemäßigten muslimischen Gruppierung, die sich in dieses Wunder rund um die 19 sehr vertieft hat, ist http://mathe.alrahman.de/wunder19/index.html, i-d.info]

Der folgende Vers sieht aus, als ob er von irgendwo anders hergekommen wäre, da er langatmig und weitschweifig ist, und das inmitten einer Sure, die ansonsten voller abgeschnittener, poetischer Verse ist. Er verstärkt den Mystizismus rund um die Zahl 19, indem er von den Engel, die als „Wächter des Feuers“ agieren, sagt, dass Allah ihre Anzahl nicht festgesetzt hat „außer zur Prüfung derer, die ungläubig sind, auf daß die, denen das Buch gegeben ward, Gewißheit erreichen, und die, die gläubig sind, an Glauben zunehmen,“ (Vers 31). Falls das bedeutet, dass die Zahl der Engel, die die Hölle bewachen, 19 ist, wie würde diese Tatsache den Juden, Christen und anderen Leuten der Schrift helfen, Gewissheit zu erlangen, das Mohammed ein Prophet war und wie soll sie den Glauben der Muslime verfestigen? Diese Frage bleibt in dem Text unbeantwortet, aber in islamischer Geschichte beginnt damit der zahlenkundliche Mystizismus. Und das Ziel davon ist immer, die Wahrheit des Koran zu demonstrieren, sowie den Leuten der Schrift zu zeigen, wie auch Ibn Kathir sagt, „dass Mohammed von denselben Dingen spricht, die auch sie an himmlisch offenbarten Schriften, die zu den Propheten vor Mohammed kamen, haben.“ Aber schlussendlich ist Allah absolut souverän hinsichtlich der Frage, wer Mohammeds Botschaft akzeptiert und wer nicht, da der Vers ein weiteres Mal das so oft wiederholte koranische Sprichwort „So führt Allah irre, wen er will, und leitet recht, wen er will.“ wiederholt.

Die Sure schließt mit mehr Warnungen vor dem Höllenfeuer (Verse 32-56), mit den Wehklagen der Ungläubigen, dass sie dort gelandet sind, weil sie nicht gebetet haben (Vers 43) oder die Armen nicht gespeist haben (Vers 44). Stattdessen haben sie sich in eitlem Geschwätz ergangen (Vers 45) und den Tag des Gerichts geleugnet (Vers 46), an dem niemand da sein wird, der für sie Fürsprache hält (Vers 48).

Die mekkanische Sure 75 ist eine poetische Betrachtung der Auferstehung und des göttlichen Gerichts und jener, die daran zweifeln, dass diese kommen werden. Allah kann die Gebeine der Toten wieder zusammensetzen (Verse 3-4, 40) und wenn der Tag kommt, wird niemand Zuflucht vor dem Gericht finden (Verse 10-11, 34-36). Stattdessen wird er Zeuge gegen sich selbst sein, auch wenn er Entschuldigungen vorbringt (Verse 14-15). Diejenigen, die nicht gespendet haben, die nicht gebetet haben und die die Wahrheit geleugnet haben werden verdammt sein (Verse 30-32).

Allah sagt Mohammed auch, dass er nicht versuchen soll, sich den Koran hastig einzuprägen, da ihm dieser offenbart wird (Verse 16-19). Der Tafsir [Koran-Kommentar] "al-Jalalayn" erklärt: „Allah, verherrlicht sei er, sagte zu seinem Propheten: „Bewege deine Zunge nicht mit ihm (dem Quran), bevor Gabriel ihn rezitiert hat, um ihn zu beschleunigen, in der Angst ihn zu vergessen.“ Allah wird sicherstellen, dass er sich daran erinnern kann, wie Ibn Kathir sagt: „Allah wird sicherstellen, dass er ihn in seinem Herzen sammelt und Er wird es ihm leicht machen, ihn in der gleichen Weise zu rezitieren, wie er ihm offenbart wurde.“ Diese Passage bespricht nicht die Möglichkeit, dass Allah einige Teile des Koran in Vergessenheit geraten lässt, wie das in 2:106 erwähnt wird.

Die Sure 76, ebenso eine mekkanische, geht näher auf die Belohnungen der Gerechten ein. Weil sie den Bedürftigen geholfen haben (Verse 8-10), werden sie am Tag des Gerichts vor dem Übel bewahrt werden (Vers 11) und in ein entschieden körperliches Paradies eingehen: Allah wird sie mit einem Platz im Paradiesgarten belohnen, wo sie seidene Gewänder tragen werden (Verse 12, 21), wo sie auf erhöhten Sitzen lehnen werden, und vor der Hitze und Kälte beschützt sein werden (Vers 13). Sie werden tief hängende Früchte genießen (Vers 14) und aus silbernen Trinkgefäßen und gläsernen Pokalen trinken (Vers 15), Wein gewürzt mit Ingwer (Vers 17), bedient von ewig jungen Knaben, die wie Perlen sind (Vers 19).

Allah hat Mohammed den Koran stückweise offenbart (Vers 23), Mohammed soll aus diesem Grund geduldig sein und nicht auf die Ungläubigen hören (Vers 24) und beständig die Gebete verrichten (Verse 25-26). Diejenigen, die das flüchtige Leben lieben, sollen gewarnt sein: sie werden eine schmerzhafte Strafe erleiden (Verse 27-31).



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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Suras 72, “The Jinn,” 73, “The Mantled One,” 74, “The Cloaked One,” 75, “Resurrection,” and 76, “Man”

islam-deutschland.info empfiehlt zum Weiterlesen folgende Koran-Übersetzungen ins Deutsche:
        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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