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Sure 6: das Vieh   (übersetzt von Hubertus)

Die Sure 6 "Das Vieh" vertieft in den Versen 84-90 die direkt zuvor geführte Diskussion von Abrahams Zurückweisung des Götzendiensts durch die Aufzählung der anderen Propheten des Islams (Vergessen wir nicht, Abraham war gemäß 3:67 ein Muslim): Noah vor Abraham, dann Abrahams Kinder Isaac und Jakob und nachfolgend David, Salomon, Hiob, Joseph, Moses, Aaron, Zacharias, Johannes der Täufer, Jesus, Elias, Ismael, Elisa, Jonas und Lot. Dies sind natürlich alles biblische Personen, auch wenn wir später sehen werden, daß der Koran Propheten behandelt, die nicht in der Bibel auftreten. Nichtsdestotrotz stellt der Koran Mohammed als Krönung und Vollendung der biblischen Prophetenfolge dar und erläutert die Unterschiede zwischen den christlichen und jüdischen Vorstellungen bezüglich dessen, was Abraham, Moses und Jesus und die restlichen Propheten verkündigt haben und den Vorstellungen, die Muslime über die christlichen Verfälschungen ihrer eigenen Schriften haben.

Die Verse 91-103 heben die Einzigkeit Allahs und die Abhängigkeit der gesamten Schöpfung von ihm hervor. Vers 91 beginnt mit einer weiteren Anschuldigung, daß die Juden nicht den Prophezeihungen, die Moses gegeben wurden, folgen: Die Juden zeigen sie ("Ihr macht sie (indem ihr Texte daraus abschreibt, eurerseits) zu Pergamentblättern (qaraatis), die ihr der Öffentlichkeit zugänglich macht"), aber sie folgen ihnen nicht ("während ihr (gleichzeitig) vieles (von der Offenbarung) geheimhaltet"). Allah straft die, die sagen, daß er nichts auf einen Menschen herabgesandt hat. Gemäß As-Suyutis Werk "Ad-Durrul Manthur" wurde dieser Vers Mohammed offenbart, nachdem Mohammed einen "kräftigen" jüdischen Gelehrten namens Malik bin Sayf gehänselt hat. Mohammed fragte ihn "Steht in der Torah, daß Gott kräftige Gelehrte verabscheut?" Malik bin Sayf war entrüstet und rief "Bei Gott! Gott hat nichts gegenüber einem Menschen offenbart!" Sein Ausbruch wird in Vers 91 zitiert und getadelt.

Der Koran ist das "gesegnetste Buch", das die vorherigen Offenbarungen bestätigt. Es ermöglicht Mohammed auch die "Mutter aller Orte" - dies ist Mekka – vor dem ausstehenden letzten Gericht über die, die den Islam nicht annehmen (Vers 92) und "gegen Allah die Unwahrheit gesagt haben" (Vers 93) zu warnen. Jeder wird vor alleine am Tag des jüngsten Gerichtes vor Allah treten, ohne Hilfe seiner Familie oder Freunde (Vers 94). Die Verse 95-103 machen eine mitreissende Betrachtung wie Allah alle Dinge wachsen läßt, den Regen sendet und alle Dinge überwacht: "Die Sehkraft (der Menschen) (al-absaar) erreicht ihn nicht, wird aber von ihm erreicht. Und er ist der Allgütige (huwa l-latief) und ist (über alles) wohl unterrichtet."(Vers 103) Ein schöner Vers in jeder Sprache. Vers 101 versucht eine reductio ad absurdum bzgl. der christlichen Doktrin der Fleischwerdung Christi: "Wie soll er zu Kindern kommen, wo er doch keine Gefährtin hatte (die sie ihm hätte zur Welt bringen können)". Ibn Kathir fragt: "Wie kann er eine Frau seiner Schöpfung haben, die seiner Grösse gleichkommt, wenn es niemanden wie ihn gibt, wie kann er dann ein Kind haben? Allah ist herrlicher als daß er ein Kind habe." Die Idee der Vaterschaft Gottes und der Sohnschaft Christi als nicht physische Zeugung wird nicht erwogen.

In den Versen 104-117 sprach Allah zu Mohammed "und wende dich von den Götzendienern ab" (Vers 106), denn "hätte Allah es gewollt, hätten sie (Ihm) keine Götter zur Seite gesetzt", und es ist nicht Mohammeds Problem: "Wir haben dich weder zu ihrem Hüter gemacht, noch bist du ihr Wächter"(Vers 107). Die Muslime sollten nicht die Götter der Ungläubigen schmähen, damit nicht die Ungläubigen Allah schmähen (Vers 108). Gemäß As-Suyutis "Lubabun Nuqul" offenbarte Allah diese Verse als Reaktion auf ein reales Ereignis, als die Heiden auf die Verunglimpfung ihrer Götter mit der Verunglimpfung Allahs reagierten. Jeder Prophet hat Feinde – Teufel, die sowohl Mensch als auch Dschinn sind (Vers 112). Die Dschinn (von denen sich der Begriff Genie ableitet) sind Geistwesen, die Menschen sehen können, nicht aber von Menschen gesehen werden. Die Gesandten, Allahs sind auch zu ihnen gekommen (Vers 130).

Die Verse 118-121 weisen die Muslime an, kein Fleisch zu essen, so denn nicht Allahs Name drüber ausgesprochen wurde. Dies ist die Grundlage für die halale Zubereitung von Fleisch, welche anweist, daß die Halsschlagader, die Atemröhre und die Speiseröhre eines Tieres durchtrennt werden, nachdem der Schlachter ein Bismallah ("Im Namen Allahs") aussprach. Dann lässt man das Blut auslaufen. Die Muslime wären "Heiden", wenn sie hier dem Rat der Ungläubigen folgen würden (Vers 121). Gemäß Ibn Kathir bedeutet dies, daß "wenn man sich von Allahs Anweisung und Rechtsprechung abwendet hin zu den Anweisungen Anderer, und anderes dem, was Allah sagt, vorzieht, dann ist dies Shirk." ("Shirk" ist natürlich die größte Sünde von allen, nämlich andere Allah gleichzusetzen). Dies ist einer der Gründe warum Demokratie solche Schwierigkeiten hat, in islamischen Ländern Fuss zu fassen.

Die Verse 122-134 kehren zurück zur Abartigkeit der Ungläubigen, die Zeichen von Allah fordern, aber nicht glauben würden, auch wenn sie sie erhalten würden. Ob jemand Muslim wird oder nicht, hängt ausschliesslich davon ab, ob Allah ihn rechtleiten will oder ob er ihn in die Irre gehen lassen will (Vers 125). Durch das Befolgen des "geraden Weges" (Vers 126) des Islams macht der Muslim Allah zu seinem Freund (Vers 127) . Die Verse 128-131 sprechen Dschinns wie Menschen an und warnen sie vor dem gleichen Urteil. Ibn Jarir und Dhahak sagen, daß Dschinn-Propheten zu den Dschinn gesandt wurden. Hingegen behaupten Mujahid und Ibn Jurayj, daß die Dschinn den menschlichen Propheten zugehört haben. Dies ist die üblichere Sichtweise.

Die Verse 135-145 kritisieren verschiedene Praktiken der Heiden besonders das Töten ihrer Kinder (Verse 137 und 140). "Sei nicht verschwenderisch" (Vers 141) bezieht sich gemäß Ibn Jurayi auf überschwängliche Almosen: "Dieser Vers wurde wegen Thabit bin Qays bin Shammas offenbart, der Früchte von seinen Dattelpalmen geerntet hatte. Dann sprach er zu sich "heute werde ich jedem Menschen, der bei mir vorbei kommt, von diesen Datteln zu essen geben." So gab er ihnen Speise, bis er am Abend ohne Datteln da stand." Andere meinen, daß es einfach die Muslime auffordert, allgemein nicht verschwenderisch zu sein. Die Verse 142-144 verbieten verschiedene Bräuche der Heiden bezüglich der Nutzung von Tieren.

Dann führen die Verse 146 und 147 Details der jüdischen Speiseregeln auf. Allah sagt Mohammed, daß, wenn die Juden ihn diesbezüglich des Lügens bezichtigen sollten, so soll er antworten:" Euer Herr ist von allumfassender Barmherzigkeit, doch Seine Strenge soll nicht vom verbrecherischen Volk abgewendet werden." Ibn Kathir beobachtet, daß "Allah im Koran oft Ermunterung mit Drohung verbindet." [Diese Beobachtung kann auch jeder deutschsprachige Leser einer Koran-Übersetzung machen, i-d.info]

Die Sure endet mit einem abschliessenden Aufruf an die Ungläubigen in den Versen 148-165. Gemäß Ibn Mas'ud stellen die Verse 151-153 eine Aufsummierung dar, was im Islam untersagt ist, "den Willen und das Vermächnis des Boten von Allah, auf dem er sein Siegel gesetzt hat". Man soll nicht töten, da Allah das Leben geheiligt hat, "außer wenn dies gemäß dem Recht geschieht" (Vers 151). Was bedeutet das?

Mohammed erläutert [gemäß Bukhari 9/83/17], daß das "Blut eines Muslims nicht vergossen werden darf außer in den folgenden drei Fällen: in Qisas(Vergeltung) für Mord, bei einer verheirateten Person, die illegalen sexuellen Verkehr pflegt, und bei denen, die vom Islam abfallen (Apostasie) und den Kreis der Muslime verlassen." Somit sind Ehebruch, Apostasie und Rache die einzigen Begründungen, um das Leben zu nehmen. Verse 153 und 161 wiederholen, dass der Islam der gerade Weg ist.

Allah wird "euch durch das zu prüfen, was Er euch gegeben hat" (Vers 165). Mohammed erläutert dies ebenfalls: "Wahrlich, das Leben ist schön und grün, und Allah ließ Euch in ihm verweilen Generation für Generation, so daß Er sieht, was ihr macht. Deshalb nehmt Euch in diesem Leben in acht und nehmt Euch vor den Frauen in acht, denn die erste Prüfung, die die Kinder Israels erlitten, war durch die Frauen".

Nächste Woche: "Sure 7 – Die Höhen" - "Wie viele Orte haben wir zerstört?"

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  Sure 7, Verse 1-102

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 6, "Cattle", verses 84-165

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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