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Sure 7: die Höhen   (übersetzt von michaelcollins)

Die Sure 7, "die Höhen" ist eine weitere mekkanische Sure, die um ungefähr die selbe Zeit wie die Sure 6 datiert: Mohammeds letztes Jahr in Mekka vor der Hedschra (Auszug) nach Medina.

Sie beginnt, wie das auch verschiedene andere Kapitel machen, mit einem ersten Vers, der mysteriöse arabische Buchstaben enthält - deren Bedeutung, so wird uns gesagt [von den maßgeblichen Tafsir (Koran-Kommentaren), i-d.info], nur Allah bekannt ist. Dann folgt, dass Allah Mohammed sagt, er soll nicht den Koran anzweifeln, denn er ist "ein Buch, das dir enthüllt wurde, also lass dein Herz nicht mehr durch irgendwelche Schwierigkeiten deswegen bedrückt sein." (Vers 2)

Die Verse 3-10 enthalten außerdem eine weitere Warnung vor dem schrecklichen Gottesgericht, wenn die, deren gute Taten ihre schlechten Taten überwiegen, ins Paradies eintreten werden, während jene, die "unsere Zeichen missachteten" - Zeichen, "ayat", oder Koranverse - verdammt werden. Allah erinnert Mohammed an Städte, die er für ihren Ungehorsam zerstört hat.

Dann kommt die Geschichte von Satan (Verse 11-25). Sie beginnt mit der Erschaffung Adams und Allahs Befehl, dass sich die Engel zu Boden werfen vor dieser neuen Schöpfung. Mohammed informiert uns [nicht im Koran, sondern via Bukhari 004/055/543, i-d.info] dass, als Allah Adam erschuf, er ihn 60 Ellen groß machte - das sind ungefähr 90 Fuß [30 Meter, i-d.info]. "Die Menschen", sagt er, "haben seit Adams Erschaffung an Größe abgenommen".

Wie auch immer, jedenfalls sagt uns Mohammed auch [Bukhari 004/055/544], dass die ersten Bewohner des Paradieses von Adams Größe sein werden: "Die erste Gruppe von Menschen, die ins Paradies eintreten, werden wie der Vollmond glitzern und die, die ihnen folgen, werden wie der glänzendste Stern am Himmel glitzern. Sie werden nicht urinieren, sich nicht erleichtern, nicht spucken oder irgendwelche Nasensekrete haben. Ihre Frisuren werden aus Gold sein und ihr Schweiß wird wie Moschus riechen. Aloeholz wird für ihre Wohnungen verwendet werden. Ihre Frauen werden Huris sein. Alle werden gleich ausschauen und ihrem Vater Adam (an Größe) gleichen, 60 Ellen groß." Die Huris sind natürlich die legendären Paradiesjungfrauen.

Satan weigerte sich, sich vor Adam niederzuwerfen (Vers 11, wir hatten das auch schon in 2:34). Als Allah ihm nach den Grund fragte, antwortete er stolz: "Ich bin besser als er: Du schufst mich aus Feuer und ihn aus Ton" (Vers 12). Ibn Kathir erklärt, dass er da Unrecht hatte. Satan, sagt er, "hat die Hoffnung Allahs Gnade zu erringen verloren", weil "er diesen Fehler beging, möge Allah ihn verfluchen, wegen seines falschen Vergleiches! Seine Behauptung, dass das Feuer mehr als der Schlamm geehrt wird, war ebenso falsch, denn der Schlamm hat die Eigenschaft von Weisheit, Unterlassung, Geduld und Selbstsicherheit, im Schlamm wachsen, gedeihen, vermehren sich die Pflanzen und bringen Ernte. Im Gegensatz dazu hat das Feuer die Eigenschaft des Brennens, der Rücksichtslosigkeit und der Heftigkeit. Daher führte der Ursprung der Schöpfung Schaitan (Satan) zum Versagen, während der Ursprung Adams ihn zur Rückkehr zu Allah führte, voll Reue, Bescheidenheit, Gehorsam und Unterwerfung unter Seinen Befehl, indem er seinen Fehler zugibt und Allahs Vergebung und Verzeihung dafür sucht."

Allah verbannt Satan - aus dem Paradies, gemäß der meisten Kommentatoren, aber gewährt einen Aufschub, von dem Satan dann sagt, er wird ihn nützen, seine Zeit damit zu verbringen, die Moslems vom rechten Pfad abzubringen (Verse 16-17). Wer genau ist Satan? Das ist nicht klar. Vers 11 ordnet ihn unter die Engel ein, ebenso 2:34, 15:28-31, 20:116, 38:72-74. Vers 18:50 sagt aber, "er war einer der Dschinns" [also ein von Allah geschaffenes irdisches Geistwesen. Der Dschinn-Glaube geht auf vormonotheistischen Animismus zurück, siehe dazu z.B. der wikipedia-Artikel über Dschinns, i-d.info].

Die Engel "lehnen sich in dem, was er ihnen befohlen hat, nicht gegen Allah auf, vielmehr tun sie, was ihnen befohlen wird" (66:6). Viele der Dschinns jedoch "haben Herzen, mit denen sie nicht verstehen, Augen, mit denen sie nicht sehen und Ohren, mit denen sie nicht hören. Sie sind wie Vieh, nein, schlimmer fehlgeleitet: denn sie sind achtlos (gegenüber der Warnung)" (7:179). Das schafft eine Schwierigkeit. Wenn Satan ein Engel ist, wie kann er dann Allah gegenüber ungehorsam sein? Aber wenn er ein Dschinn ist, warum wird ihm in Sure 7 und verwandten Abschnitten vorgeworfen, einen Befehl Allahs verweigert zu haben, den dieser nicht den Dschinns gab, sondern den Engeln?

Dies hat im Laufe der islamischen Geschichte zu einigen erfinderischen Erklärungen geführt. Das Tafsir "Al-Jalalayn" sagt, dass Satan "der Vater der Dschinns war, [und dass er] unter den Engeln war". Muhammad Asad identifiziert die Dschinns mit den Engeln (siehe hier auf englisch), aber das widerspricht den Abschnitten des Koran, die besagen, dass die Engel niemals ungehorsam sind.

Der zeitgenössische Islam-Apologet Dr. Zakir Naik behauptet, dass während Satan unter die Engel eingeordnet wird, dass er tatsächlich niemals Engel genannt wurde und daher gibt es keinen Widerspruch. Er sagt, dass nichtsdestotrotz Satan dafür verantwortlich ist, einen Befehl, der an die Engel gerichtet ist, nicht gehorchte, denn Allah hat es insgesamt gemeint - dass sowohl alle Engel als auch Satan gehorchen sollten. Diese Interpretation wird auch von anderen Kommentatoren vielfach bemüht.

Die Verse 19-25 erzählen von der Versuchung von Adam und Eva, ihrer Sünde und ihrer Verbannung aus dem Garten [Eden]. Die Verse 26-41 warnen dann die Kinder Adams, die Befehle und Zeichen (ayat) Allahs zu befolgen und die Sünde zu meiden. Die Verse 42-50 erzählen von einer Unterhaltung zwischen "den Gefährten des Paradieses" und den "Gefährten des Höllenfeuers". Die Gefährten des Paradieses werden darauf hinweisen, dass sich Allahs Versprechungen als wahr herausgestellt haben (Vers 44). Die Insassen des Höllenfeuers werden um "Wasser oder irgendetwas, das Allah für euren Unterhalt zur Verfügung gestellt hat," bitten, aber die Insassen des Paradieses werden erwidern: "Beide Dinge hat Allah jenen verboten, die ihn zurückgewiesen haben" (Vers 50)

Die Verse 51-58 erinnern die Gläubigen daran, Allah anzuerkennen und ihm zu gehorchen. Dann kommen in den Versen 59-95 einige Geschichten von anderen Propheten: Noah (Verse 59-64); die ausserbiblischen Gestalten Hud (Verse 65-72) und Salih (Verse 73-79): Lot (Verse 80-84) und ein weiterer außerbiblischer Prophet, Shu'aib (Verse 85-95). Diese Geschichten folgen alle demselben Muster: Die Propheten warnen die Menschen, zu denen sie gesandt wurden, in einer Sprache, die ziemlich der Mohammeds gleicht. Sie werden verhöhnt und zurückgewiesen - in der selben Art wie Mohammed von denen, die im Koran als Heuchler und Ungläubige charakterisiert werden, verhöhnt und zurückgewiesen wurde.

Zum Beeispiel erzählt Shu'aib den arroganten Leuten von Madyan, dass er und die Moslems "eine Lüge über Allah erfinden würden, wenn wir zu eurer Weise zurückkehrten, nachdem Allah uns davor gerettet hat" (Vers 89) - gerade so, wie vorhin (Vers 37) Allah Adams Kindern sagte: "Wer ist ungerechter denn einer, der eine Lüge gegen Allah erfindet oder Seine Zeichen zurückweist?" Lots Geschichte trägt Züge des Sodom und Gomorrah-Ereignisses der Bibel, da Lot seinen Leuten sagt: "Begeht ihr Lüsternheit, wie kein Volk der Schöpfung (jemals) begangen hat? Denn ihr praktiziert eure Lüste vorzugsweise mit Männern als mit Frauen: Ihr seid in der Tat ein Volk, das alle Grenzen überschritten hat" (Vers 81).

Die Verse 96-102 warnen wieder vor der Zerstörung, die zu den Städten kommen wird, die Allah zurückweisen. Denn "es kamen in der Tat Gesandte mit klaren (Zeichen) zu ihnen: aber sie wollten nicht glauben, was sie vorher zurückgewiesen hatten. So hat Allah die Herzen derer, die den Glauben zurückweisen, versiegelt" (Vers 101).

Nächste Woche: "Daher sandten wir ihnen Plagen: unterschiedslos den Tod, Wanderheuschrecken, Läuse, Frösche und Blut".

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  Sure 7, Verse 103-206

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 7, "The Heights", verses 1-102

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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