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Sure 8: die Beute   (übersetzt von michaelcollins)

Die Verse 31-40 der Sure 8 diskutieren die Verderbtheit der heidnischen Quraish, die die Moslems gerade in der Schlacht von Badr besiegt hatten. Die Quraish hatten Mohammeds Predigten als "Geschichten der Uralten" zurückgewiesen (Vers 31) und die Moslems aus der heiligen Moschee von Mekka herausgehalten (Vers 34).

In den Versen 38-40 weist Allah Mohammed an, sie dazu aufzurufen, den Islam anzunehmen "und sie zu bekämpfen, bis es keinen Aufruhr oder Unterdrückung [fitnah] mehr gibt und Gerechtigkeit und Glauben an Allah insgesamt und überall vorherscht; und wenn sie aufhören, wahrlich, Allah sieht alles, was sie tun" (Vers 39).

Gemäß Ibn Abbas, Abu Al-'Aliyah, Mujahid, Al-Hasan, Qatadah, Ar-Rabi'bin Anas, As-Suddi, Muqatil bin Hayyan und Zayd bin Alsam bedeutet die Aussage, daß die Moslems kämpfen müssen, bis es keine fitnah mehr gibt, daß sie kämpfen müssen, "so daß es keinen Shirk mehr gibt."

Shirk ist die Beigesellung von Partnern zu Allah - d.h. Jesus den Sohn Gottes zu nennen. Daher hat dieser Vers, obwohl der in den Nachwirkungen einer Schlacht zwischen Moslems und Heiden im siebenten Jahrhundert enthüllt wurde, eine universale Anwendung: Der Tafsir (Koran-Kommentar) "al-Jalalayn" kommentiert es so: "Und bekämpft sie, bis Aufruhr und Vielgötterei nicht mehr existiert und Gottesdienst nur Allah alleine gehört, kein anderer mehr angebetet wird..."

Mohammed selbst sagt: "Mir wurde befohlen, gegen die Menschen so lange zu kämpfen, wie sie nicht erklären, daß es keinen Gott außer Allah gibt und dem, der es erklärt, wird der Schutz seines Eigentums und Lebens in meinem Auftrag garantiert, außer den Fragen, die bei Allah liegen." (Muslim 1/30)

Die Verse 41-44 betreffen die Schlacht selbst. Nach dem Sieg der Moslems weist Allah die Moslems an, Mohammed ein Fünftel der Beute zu geben (Vers 41). Nach einer Schlacht betete Mohammed "im Angesicht eines Kamels der Kriegsbeute" und da sagte er zu seinen Männern, während er ein paar Kamelhaare zwischen seinen Fingern hielt: "Dies ist ebenso ein Teil der Kriegsbeute, die ihr verdient habt, wahrlich, ich habe keinen Anteil daran, außer meinem Anteil, das Fünftel, das mir bestimmt ist. Und sogar dieses Fünftel wird euch gegeben" [z.B. bei dem Kommentator Ibn Kathir zu finden]. Das bezeichnet, gemäß desjenigen, der diese Geschichte erzählt [ein Mann namens Abu Ad-Darda, i-d.info], die Großzügigkeit des Propheten. Mohammed fuhr fort, die Moslems zu ermahnen, ihm die gesamte Kriegsbeute zur Verteilung zu übergeben: "Daher übergebt sogar die Nadel und den Faden und was immer auch größer oder kleiner als es ist (von der Kriegsbeute)! Schwindelt bei keinem, denn Stehlen von der Kriegsbeute vor ihrer Verteilung ist Feuer und eine Schande auf die Menschen in diesem und dem nächsten Leben. Führt den Dschihad in Allahs Sache gegen die Menschen, egal, ob sie nah oder fern sind und fürchtet nicht den Tadel der Tadelnden, so lange ihr in Allahs Sache tätig seid. Führt Allahs Regeln ein, ob in eurem Gebiet oder während ihr reist. Führt den Dschihad in Allahs Sache, denn der Dschihad ist ein großartiges Tor, das zum Paradies führt. Durch dieses errettet Allah (einen) vor Traurigkeit und Sorgen."

Dann erinnert Allah Mohammed an verschiedene Ereignisse vor und während der Schlacht, wobei er betont, wie Allah die Ereignisse kontrollierte und die Moslems beschützte (Verse 42-44).

Die Verse 45-63 wenden sich an die Gläubigen und weisen sie an, nicht die nachzuahmen, die wie die "Leute des Pharaos ... die Zeichen Allahs zurückwiesen" (Vers 52). (Hier wieder sind "die Zeichen" "ayat", das Wort, das für die Verse des Koran verwendet wird.) Denn "die schlechtesten der Geschöpfe im Angesicht Allahs sind die, die ihn zurückweisen: sie wollen nicht glauben (Vers 55) - ein weitere Hinweis, daß Ungläubige weder Respekt noch Rücksichtnahme wert sind.

Wenn die Moslems durch die Ungläubigen, mit denen sie einen Vertrag haben, "Verrat fürchten", so sollten sie einfach den Vertrag brechen (Vers 58). Ibn Kathir sagt, das bedeutet, daß die Moslems den Ungläubigen sagen sollten, "daß ihr den Vertag verletzt. So seid ihr [die Moslems] und sie [die Ungläubigen] zu gleichen Bedingungen und es ist Euch und ihnen klar, daß zwischen euch ein Kriegszustand herrscht und daß der bilaterale Friedensvertrag null und nichtig ist."

Die Moslems sollten "ihre Stärke zum Äussersten ihrer Kraft bereitmachen, einschließlich ihrer Streitrosse, um Terror (in die Herzen) der Feinde zu werfen, Allahs und eurer Feinde (Vers 60)". Gleichzeitig sollen sie sich aber bereithalten, Frieden zu schließen, wenn der Feind das wünscht (Vers 61).

Einige glauben aber nicht, daß dieser Waffenstillstand unbegrenzt an Länge sein soll. [Der Muslimbruderschaftler Sayyid] Qutb erklärt:
"Zu der Zeit, in der diese Sure enthüllt wurde, weist Gott seinen Boten an, mit diesen Gruppen in Frieden zu verbleiben, die vor Kampf mit ihm und den Moslems zurücktreten, gleichgültig, ob sie mit den Moslems in einen formalen Vertrag eintreten oder nicht. Der Prophet fuhr fort, eine friedliche Beziehung zu Ungläubigen und zu den Menschen der früheren Offenbarungen [also Juden und Christen, i-d.info] anzunehmen, bis Sure 9 enthüllt wurde. Dann konnte er nur noch eine von zwei Alternativen akzeptieren: Entweder sie nehmen den Islam an oder sie zahlen den "Jizyah" [ein Tribut, der aufgrund von Koran 9:29 von Nichtmoslems eingehoben wird], was auf einen Friedensstatus hinweist. Andererseits war die einzige Alternative Krieg, wann immer es für die Moslems durchführbar war, diesen zu unternehmen, so daß sich alle Menschen Allah alleine unterwerfen."

Die Verse 64-75 sprechen Mohammed selbst an und geben ihm verschiedene Anweisungen. Allah sagt ihm, daß er frommen Moslems mehr Siege schenken wird, sogar wenn ihnen viel ungünstigere Kräfteverhältnisse als die, die sie bei Badr zu überwinden hatten, gegenüberstünden, obwohl dieses Versprechen fast sofort zurückgenommen wurde: ursprünglich würden hundert Moslems tausend Ungläubige besiegen (Vers 65), aber dies ist beinahe sofort auf "einhundert Gläubige besiegen zweihundert Ungläubige" reduziert worden (Vers 66).

Dieses wurde ein wiederkehrendes Thema von Dschihad-Literatur über die Jahrhunderte bis zum heutigen Tag: Frömmigkeit bringt militärischen Sieg und die Moslems werden sogar gegen überwältigenden Zahlenverhältnisse siegen. Gemäß des Tafsir al-Jalalayn wurde Vers 67 ("Kein Prophet darf Gefangene machen, bevor er ein Niedermetzeln im Land veranstaltet hat") enthüllt, als die Moslems "von denen, die bei Badr gefangengenommen wurden, Lösegeld verlangten".

Die Moslems hatten einige der Gefangenen von Badr entlassen, aber dies war aus ihrer niedrigen Begierde nach materiellen Gewinn heraus geschehen: Nach dem Geld, das sie als Lösegeld erhalten würden. Der Tafsir fährt fort: "Ihr, oh Gläubige, begehrt die flüchtigen Dinge dieser Welt, ihre kurzlebigen Gewinne durch Lösegeldforderungen, während Gott für euch das Jenseits wünscht, das heißt die Belohnung dort, indem ihr sie tötet." Mit anderen Worten, sie hätten die Gefangenen eher töten sollen, als Lösegeld zu fordern.

Jedoch schließt der Tafsir al-Jalalyn mit der Behauptung, dass Vers 67 durch 47:4 abrogiert worden ist, der Lösegeld erlaubt. Ibn Kathir merkt an, daß "die Mehrzahl der Gelehrten sagt, dass die Angelegenheit von Kriegsgefangenen beim Imam liegt. Wenn er es beschließt, kann er sie töten lassen, wie im Fall der Bani Quraisah. Wenn er es entscheidet, kann er Lösegeld von ihnen annehmen, wie im Fall der Gefangenen von Badr oder sie für moslemische Gefangene austauschen."

Nächste Woche: Sure 9, das einzige Kapitel des Koran, das nicht mit "im Namen Allahs, des Mitleidigen, des Gnädigen" beginnt - und aus sehr gutem Grund.

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  Sure 9, Verse 1-5

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 8, "Booty", verses 31-75

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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