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Sure 9: Die Reue   (übersetzt von cuidada)

Sure 9, "Die Reue", ist die einzige der 114 Suren des Koran, die nicht mit "Bismillah ar-Rahman ar-Rahim" - "(Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen)" beginnt. Die Erklärungen dafür variieren. Der Kalif 'Uthman (und andere, inklusive Zamakhshari) erklärt, dass dies aus dem Grund so war, weil einige glaubten, dass die Sure 8 und die Sure 9 ursprünglich eine Sure waren, und dass "der heilige Prophet verstorben ist, ohne uns zu informieren, ob die Sure Bara'ha [Sure 9] Teil der Sure Anfal [Sure 8] war oder nicht." Ibn Kathir sagt, dass die Auslassung einfach deshalb geschehen ist, "weil die Begleiter Mohammeds sie nicht in die komplette Kopie des Koran (Mushaf) geschrieben haben, die sie gesammelt haben." Maududi behauptet, dass die korrekte Erklärung von Imam Razi kam, der sagt, dass die Bismillah deshalb ausgelassen wurde, weil Mohammed selbst sie am Beginn dieser Sure nicht rezitierte. Al-Hakim sagt, dass Mohammed die Bismillah nicht nur selbst nicht rezitierte, sondern auch befahl, dass sie zu Beginn dieser Sure nicht rezitiert werde.

Warum nicht? Der Tafsir (Koran-Kommentar) "al-Jalalayn" erklärt Mohammeds Befehl damit, dass die Bismillah "Sicherheit bedeutet, und die Sure 9 wurde gesandt, als die Sicherheit durch das Schwert entfernt wurde." 'Ali ibn Abi Talib stimmt zu, indem er sagt, dass die Bismillah "Sicherheit vermittelt, während diese Sure mit dem Schwert herabgesandt wurde." Der Tafsir al-Jalalayn fügt hinzu, dass "Hudhayfa berichtet, dass sie sie die Sure der Reue genannt haben, während sie in Wirklichkeit die Sure der Bestrafung ist."

Das Verbot bleibt in jedem Fall. Gelehrte wie Jazari und Shatbi sagen, dass die Bismillah am Beginn dieser Sure nicht rezitiert werden sollte, obwohl Bulandshahri sagt, dass, wenn jemand die Sure 9 von einer beliebigen Stelle und nicht vom Beginn an rezitiere, er die Bismillah rezitieren dürfe, wenn er dies so entscheide.

Gemäß einem Hadith, der von Bukhari aufgezeichnet wurde (Bukhari 5/59/650), war die Sure 9 die letzte, die im Ganzen offenbart wurde, obwohl ein Teil einer anderen Sure später kam. Ein anderer Hadith sagt, dass die Sure 110 tatsächlich die letzte war, aber auf jeden Fall kam die Sure 9 sehr spät, als eine der letzten Offenbarungen, die Mohammed erhielt. Sie wurde zur Zeit eines ergebnislosen Feldzugs gesandt, den Mohammed im Jahr 631 gegen eine byzantinische Garnison in Tabuk in Nordarabien unternahm. Viele ihrer Inhalte drehen sich um die Ereignisse dieses Versuches, sich mit der Armee des großen christlichen Reiches eine Schlacht zu liefern.

Sie beginnt allerdings damit, dass die Heiden in Mekka angesprochen werden. Die Verse 1-12 entbinden die Ungläubigen von allen Verpflichtungen, die sie in Verträgen, die sie mit den Muslimen geschlossen haben, eingegangen sein könnten und beschränken alle existierenden Verträge auf einen Zeitraum von 4 Monaten (Verse 1-3).

Diese Einschränkung ist verbunden mit der Warnung, dass "Allah die Ungläubigen (früher oder später) zuschanden machen wird" (Vers 2), was der Tafsir al-Jalalayn als "sie in dieser Welt zu demütigen, indem er sie töten lässt, und sie im Jenseits zu demütigen, indem er sie brennen lässt" erklärt. Die Ankündigung, dass "Allah und sein Gesandter der Heiden ledig sind (und ihnen für nichts mehr garantieren)," wird am Tage der Pilgerfahrt gemacht, und sie fordert die Ungläubigen auf zu bereuen und den Islam anzunehmen (Vers 3). Dies bezieht sich nur auf jene Ungläubigen, die ihren Verträge mit den Muslimen zuwidergehandelt haben. Die übrigen Verträge werden bis zum Ende eingehalten (Vers 4). As-Sawi sagt, dass dies eine Ausnahme für das 4-Monats-Limit ist, das dem Stamm der Damra gewährt wurde, "dessen Vertrag noch neun Monate lief."

Dann kommt der berüchtigte Schwert-Vers, der den ausdrücklichen Befehl beinhaltet, "die Heiden zu töten, wo immer ihr sie findet." (Vers 5) Das ist verständlicherweise ein Vers, den die heutigen Dschihadisten sehr lieben. In einer Predigt im Jahr 2003 freute sich Osama bin Laden über diesen Vers: "Gelobt sei Allah, der diesen Schwert-Vers seinem Diener und Boten [der Prophet Mohammed] enthüllt hat, um die Wahrheit herzustellen und die Falschheit zu vernichten." [auf englisch z.B. bei memri.org zu finden]

Ibn Juzayy merkt an, dass Vers 5 "jeden Friedensvertrag im Koran" abrogiert (aufhebt), und speziell die Anweisung in Sure 47, Vers 4, abschafft, wonach gefangene Ungläubige "auf dem Gnadenweg (mannan) oder gegen Lösegeld freizugeben" sind. Gemäß As-Suyuti, "ist dies ein Vers des Schwertes, der Gnade, Waffenruhe und geflissentliches Übersehen abschafft" - damit ist möglicherweise das geflissentliche Übersehen von Verfehlungen der Ungläubigen gemeint. Der Tafsir al-Jalalayn sagt den Muslimen "ihr müsst die Götzendiener töten, wo immer ihr sie findet, sei es während eines rechtmäßigen Zeitraums oder einer heiligen Periode, nehmt sie gefangen und schließt sie ein, in Burgen und Forts, bis sie keine Wahl mehr haben, außer getötet zu werden oder den Islam anzunehmen."

Ibn Kathir wiederholt dies, indem er die Muslime anweist "ihr sollt nicht warten, bis ihr sie findet. Es ist besser, ihr sucht und belagert sie, in ihren Gebieten und ihren Festungen, sammelt Informationen (Nachrichten) über sie über verschiedene Wege und Kanäle, sodass das, was weit gemacht wurde, für sie sogar enger aussieht. Auf diese Weise werden sie keine andere Wahl haben, als zu sterben oder den Islam anzunehmen." Er scheint also die Ansicht der muslimischen Sprecher im Westen nicht zu unterschreiben, die üblicherweise kommuniziert wird - dass dieser Vers nämlich nur auf die Heiden im Arabien zu Mohammeds Zeit zutrifft, und sonst keine weitere Anwendung findet. Er erklärt im Gegenteil, dass "tötet die Ungläubigen, wo immer ihr sie findet" nur genau das bedeutet: die Ungläubigen müssen "auf der Erde generell getötet werden, ausgenommen im Heiligen Gebiet" - das ist, in Übereinstimmung mit 2:191, die heilige Moschee in Mekka.

Wenn die Ungläubigen zum Islam konvertieren, müssen die Muslime aufhören sie zu töten. Der Tafsir al-Jalalayn sagt: "Aber wenn sie vom Unglauben ablassen, die Gebete verrichten und die Almosen geben, dann lasst sie frei ziehen und hindert sie nicht daran." Ibn Kathir: "Diese Verse erlaubten die Menschen zu bekämpfen, wenn sie nicht bzw. so lange sie nicht den Islam annehmen und seine Regeln und Vorschriften erfüllen." Qutb sagt, dass die Begrenzung von Verträgen mit einem 4-Monats-Aufschub, kombiniert mit dem Aufruf, die Ungläubigen zu töten, "nicht als Rache- oder Ausrottungsfeldzug gedacht war, sondern eher als Warnung, die ein Motiv, den Islam anzunehmen bot."

Asad jedoch sagt, dass Vers 5 "ganz bestimmt nicht auf eine Wahl zwischen "Konversion oder Tod" schließen lässt, wie einige unfreundliche Kritiker des Islam anzunehmen beschlossen haben." Er sagt, dass "Kampf nur als Selbstverteidigung erlaubt ist," in Übereinstimmung mit 2:190, und dass "die Konversion des Feindes zum Islam... nicht mehr als ein, und auf keinen Fall der einzige, Weg ist, von "ihrer Feindschaft abzulassen". Er weist die Leser auf die Verse 4 und 6 für weitere Aufklärung hin. Vers 6 werden wir nächste Woche aufgreifen.

Schließlich ist es bemerkenswert, dass gemäß As-Suyuti der Jurist "Ash-Shafi'i dies als Beweis nahm, dass jeder, der die Gebete einstellt, getötet werden kann, und dass jeder, der sich weigert die Zakat (Almosen) zu zahlen, bekämpft werden kann. Manche sehen es als Beleg, dass sie Kafirun (Ungläubige) sind." Desgleichen Ibn Kathir: "Abu Bakr As-Siddiq hat diese und andere ehrenvolle Verse als Beweis dafür genommen, diejenigen zu bekämpfen, die darauf verzichteten die Zakah zu zahlen." Folglich fallen sogar Muslime, die die islamischen Verpflichtungen nicht erfüllen, in die Kategorie derjenigen, die bekämpft werden müssen. Dies ist ein Prinzip, das die letzteren salafistischen Bewegungen weitgehend anwenden und das sie oft benutzen, um Regierungen, die nicht nach den strikten Islamischen Gesetzen regieren, als Ungläubige zu brandmarken, die von denen bekämpft werden müssen, die sich als wahre Muslime betrachten. Die zeigt sich jetzt in den salafistischen Revolten gegen Musharrafs Pakistan, in geringerem Maße in Ägypten gegen Mubarak und sogar in Saudi-Arabien gegen das Haus Saud.

Nächste Woche: "Bekämpft sie! Allah wird sie strafen durch eure Hand!"

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  Sure 9, Verse 6-14

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 9, "Repentance", verses 1-5

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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