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Sure 9: die Reue   (übersetzt von illuminatus)

Nach Muhammad Asad, einem Islamgelehrten des 20. Jahrhunderts, widersprechen die Verse 4 und 6 der Sure 9 dem Eindruck, den viele von Vers 5 haben: Dass Heiden die Wahl zwischen "Glaubenswechsel oder Tod" gelassen werden soll. Denn Vers 4 legt nur fest, dass Nichtmuslime, wenn sie die Bedingungen ihrer existierenden Vereinbarungen mit Muhammad und den Muslimen respektieren, auch die Muslime diese Vereinbarungen bis an das Ende ihrer Tage respektieren werden.

Und Vers 6, so Ibn Kathir, garantiert Heiden "ein sicheres Geleit, damit sie die Religion Allahs kennen lernen können, so dass Allahs Wort unter seinen Dienern verbreitet werden kann..." Zusammenfassend heisst dies, dass diejenigen, welche aus einem Land, das sich im Krieg mit den Muslimen befindet, in ein Gebiet des Islam kommen, entweder um eine Botschaft zu überbringen, oder aus geschäftlichen Gründen, oder um einen Friedensvertrag zu verhandeln, oder die Jizyah zu bezahlen, ein Ende von Feindseligkeiten anzubieten etc und die daher ein sicheres Geleit von den Führern der Muslime oder ihren Stellvertretern erbitten, dieses sichere Geleit garantiert werden soll, solange sie sich in muslimischen Gebieten aufhalten, bis sie in ihr Land und ihre eigenen sicheren Gebiete zurückkehren." Der hier gemachte Bezug auf das Bezahlen der "Jizyah" bezeichnet die Steuer, welche für die Angehörigen der Buchreligionen unter islamischer Herrschaft eingeführt wurde (Vers 29). Daher ist die Wahlmöglichkeit zumindest für jene, welche eine geschriebene Grundlage ihrer Religion haben (vor allem Judeen, Christen und Zoroastrier) nicht eine zwischen Konversion und Tod, sondern zwischen Konversion, Unterwerfung oder Tod.

Der Tafsir (Koran-Kommentare) "al-Jalalayn", sowie As-Suyuti und Ibn Juzayy stimmen mit dieser Auslegung von Vers 6 überein. Ibn Juzayy merkt dazu an, dass Muslime "ihnen Sicherheit gewähren sollen, so dass sie den Koran kennenlernen können, um sich zu entscheiden, ob sie Muslime werden wollen oder nicht. (Dann bringt sie an einen Ort, wo sie sicher sind.) Wenn sie keine Muslime werden wollen, schickt sie an ihren Ursprungsort zurück." Er stellt aber fest, dass dies keine unbestrittene Interpretation ist: "In den Augen einiger Leute ist dies eine eindeutige Auslegung, andere aber sagen wiederum, dass dieses durch kriegerische Auseinandersetzungen aufgehoben würde."

Die bindende Abmachung, welche die Muslime mit den Ungläubigen "bei der heiligen Kultstätte", (Vers 7) eingegangen sind, bedeutet den Vertrag von Hudaybiyya. Muhammad hatte im Jahre 628 eine Vision, in welcher er die Pilgerfahrt nach Mekka unternahm – ein heidnischer Brauch, den er unbedingt zum Bestandteil des Islam machen wollte, was aber bis dahin wegen der Kontrolle von Mekka durch die Quraysh verhindert wurde. Aber jetzt wies er die Muslime an, sich für die Pilgerfahrt nach Mekka vorzubereiten und näherte sich mit 1500 Männern der Stadt. Die Quraysh trafen ihn außerhalb der Stadt und beide Parteien vereinbarten einen zehn Jahre geltenden Waffenstillstand (Hudna), den Vertrag von Hudaybiyya.

Einige der Führer der Muslime waren mit den Aussichten auf einen Waffenstillstand nicht glücklich. Vor allem deswegen, weil sie erst kürzlich die Belagerung von Medina durch die Quraysh durchbrochen hatten und jetzt stärker als je zuvor waren. Warum sollten sie also ihre militärische Stärke sich für die Möglichkeit eine Pilgerfahrt abhandeln lassen? Nach Ibn Ishaq, dem ersten Biografen Muhammads, kam ein wütender Umar zu Abu Bakr und sagte, "Ist er denn nicht Gottes Apostel und sind wir nicht Muslime und sind diese nicht Götzendiener? Also warum sollten wir dann etwas zustimmen, was unsere Religion erniedrigt?" Die beiden gingen anschließend zu Muhammad, welcher sich bemühte, ihnen zu versichern: "Ich bin der Sklave Gottes und sein Apostel. Ich werde sein Gebot nicht hintergehen und Er wird mich nicht zum Verlierer machen."

Offensichtlich hatte es aber nicht den Anschein, dass der abzuschließende Vertrag für die Muslime vorteilhaft war. Als es Zeit wurde, die Übereinkunft niederzuschreiben, rief Muhammad nach Ali und wies ihn an, "Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen", zu schreiben. Aber Suhayl bin Amr, der Verhandler der Quraysh, gebot ihm Einhalt: "Ich kann dies nicht akzeptieren. So schreibe "In deinem Namen, Oh Allah." Muhammad wies Ali an, das zu schreiben, was Suhayl angeornet hatte.

Suhayl war aber noch nicht zu Ende. Als Muhammad Ali anwies weiter zu schreiben, "Dies ist, was Muhammad, der Apostel Gottes mit Suhayl bin Amr vereinbart hat", protestierte dieser erneuert. "Wenn ich bezeugen könnte, dass du Gottes Apostel bist, "sagte Suhayl zu Mohammed, "würde ich nicht gegen dich gekämpft haben. Schreibe also deinen eigenen Namen und den Namen deines Vaters." Wiederum wies der Prophet des Islam, zum wachsenden Ärger seiner Gefolgsleute, Ali an, das Dokument so zu verfassen, wie Suhayl gewünscht hatte.

Durch die endgültige Form des Vertrages schockierte Muhammad seine Männer, da er Bestimmungen akzeptiert hatte, welche für die Muslime nachteilig schienen: Diejenigen, welche von den Quraysh geflohen waren und Schutz bei den Muslimen gesucht hatten, würden zu den Quraysh zurückgeschickt, während diejenigen, die von den Muslimen geflohen waren und Schutz bei den Quraysh gesucht hatten, nicht zu den Muslimen zurückgeschickt würden.

Jedenfalls brach Muhammad bald den Vertrag. Umm Kulthum, eine Frau der Quraysh, schloss sich den Muslimen in Medina an. Ihre zwei Brüder kamen zu Muhammad mit dem Ersuchen, zurückgeschickt zu werden "in Übereinstimmung mit der Vereinbarung zwischen ihm und den Quraysh bei Hudaybiya." Aber Muhammad weigete sich: Allah würde es verbieten. Muhammad empfing eine neue Offenbarung: "Oh Ihr, die ihr glaubt! Wenn da gläubige weibliche Flüchtlinge zu dir kommen, so verhöre und prüfe sie: Allah kennt am besten ihre Redlichkeit: wenn sich herausstellt, dass sie gläubig sind, dann sende sie nicht zu den Ungläubigen zurück" (60:10).

Durch seine Weigerung, Umm Kulthum zu den Quraysh zurückzuschicken, brach Muhammad den Vertrag. Obwohl Verteidiger des muslimischen Standpunkts in der Geschichte durchwegs behauptet hatten, dass die Quraysh zuerst vertragsbrüchig geworden wären, geschah dieser Vorfall zeitlich vor allen Ereignissen, welche die Muslime als Verletzungen des Vertrages bezeichnen. Yahiha Emerick, ein zeitgenössischer muslimischer Schriftsteller, behauptet, dass Muhammad seine Entscheidung auf Basis einer vertragskonformen Haarspalterei gefällt hätte: der Vertrag legt nämlich fest, dass die Muslime jeden Mann, der zu ihnen gekommen war, zu den Quraysh zurückschicken würden, aber nicht jede Frau. Selbst wenn dies wahr ist, so hat Muhammad schon bald – wie Emerick einräumen muss – auch Männer von den Quraysh akzeptiert und somit definitiv den Vertrag gebrochen.

In gewisser Weise bekräftigte dieser Vertragsbruch das Prinzip, das nichts gut wäre, ausgenommen das, was vorteilhaft für den Islam ist, und nichts böse, ausgenommen das, was dem Islam schaden würde. Als dann der Vertrag formal außer Kraft gesetzt wurde, haben islamische Juristen das Prinzip formuliert, dass Waffenstillstände im allgemeinen nur auf einer höchstens auf zehn Jahre befristeten zeitlichen Basis abgeschlossen werden könnten und dass man ihnen nur dann zustimmen dürfe, um geschwächten muslimischen Streitkräften Zeit zu geben, sich zu erholen, um wiederum effektiver kämpfen zu können.

Dessen ungeachtet beharren Ibn Kathir und andere darauf, dass die Quraysh zuerst vertragsbrüchig geworden wären. Und die Verse 8-14 vermitteln den Eindruck, dass sie tatsächlich vertragsbrüchig waren, in dem sie die Heiden heftig für den Verkauf von "Allahs Versen" für einen "niedrigen Preis" kritisieren (Vers 9) und für das Brechen der Eide, welche sie gegenüber den Muslimen abgelegt hätten (Vers 12, Vers 13). Daher ermunterte Allah die Muslime, sie wegen all dieser Untaten zu bekämpfen (Verse 13, 14). Nach Ibn Juzayy bedeutet, "'Allah wird sie durch euch strafen' (Vers 14) Tötung und Gefangennahme. Dies ist ein Versprechen des Sieges für die Muslime."

Der Tafsir al-Jalalayn sagt dazu übereinstimmend: "Bekämpfe sie, und Gott wird sie zu Schanden machen, Er wird sie durch euch zu töten wissen und sie durch Gefangennahme und Unterwerfung entwürdigen und demütigen, und Er wird euch zum Sieg über sie verhelfen..."

Nächste Woche: Wie Allah den Muslimen in ihrer Not beistehen will.

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  9, 14-28

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 9, “Repentance”, verses 6-14

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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