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Sure 18: die Höhle   (übersetzt von Martin)

Sure 18, "Die Höhle", eine weitere mekkanische Sure, besetzt einen einzigartigen Platz in der muslimischen Frömmigkeit. Mohammed sagte, dass jemand, der die ersten zehn Verse dieses Kapitels auswendig lernt (oder, in anderen Versionen, die letzten zehn), "geschützt gegen den Daddschal" wäre - die islamische Version des Anti-Christen. Nach einem anderen Hadith hat Mohammed gesagt, dass, wenn ein Muslim Sure 18 am Freitag rezitiert, "es ihn von einem Freitag bis zum nächsten mit Licht erhellen wird."
[Der Hadithen-Sammler Al-Hakim zeichnete dies von Abu Sa`id auf, und sagte dazu "Dieser Hadith hat eine sahih-Überlieferungskette", sei also gesichert, "aber sie [gemeint Bukhari/Muslim] haben ihn nicht aufgezeichnet." Dies findet sich bei Ibn Kathir (auf englisch). i-d.info]

Eine weitere Version besagt, dass jemand, der das tut, "acht Tage lang geschützt gegen jede Fitna [Umbruch, Aufwiegelung], die sich ereignen wird," sein wird. Sure 18 enthält auch, wie wir sehen werden, einiges Schlüsselmaterial für die islamische Folklore und die sufische Mystik.

Laut Ibn Ishaq wurde dieses Kapitel offenbart, nachdem die heidnischen Quraisch einen Abgesandten zu den jüdischen Rabbis von Medina geschickt hatten, um sie über Mohammeds prophetischen Anspruch zu befragen. Die Rabbis antworteten: "Fragt ihn nach drei Dingen, die wir euch auftragen, und falls er sie beantwortet, ist er ein Prophet, der (von Allah) gesandt worden ist. Falls nicht, dann sagt er Dinge, die nicht wahr sind, und es ist eure Sache, was ihr mit ihm machen werdet. Fragt ihn nach ein paar jungen Männern in alten Zeiten, was war ihre Geschichte? Denn es gibt über sie eine seltsame und wundersame Erzählung." Diese Geschichte kommt in den Versen 9-26.

Die Rabbis fuhren fort: "Fragt ihn nach einem Mann, der eine große Strecke reiste und den Osten und den Westen der Erde erreichte. Was war seine Geschichte?" Diese Geschichte steht in den Versen 83-98. "Und fragt ihn nach dem Ruh (Seele oder Geist) - was ist er? Falls er euch von diesen Dingen erzählt, so folgt ihm, denn dann ist er ein Prophet, aber falls er euch keine Antwort gibt, ist er ein Mann, der sich Dinge ausdenkt, dann handelt mit ihm, wie es euch richtig erscheint." Somit wird diese Sure, zumindest aus dieser Sicht, als Bestätigung für Mohammeds Anspruch, ein Prophet zu sein, angeboten.

Die Verse 1-8 dienen als Einführung und loben den Koran, in dem es nichts "Krummes" gibt (Vers 1). Maulana Bulandshahri kommentiert: "Dies bedeutet, dass es weder Frevel noch Wirrwarr von Worten im Koran gibt. Da ist auch kein Mangel an Redegewandtheit in ihm, noch irgendwelche Unstimmigkeiten." Allah hat ihn eindeutig gemacht, um die Ungläubigen vor seiner drohenden schrecklichen Strafe zu warnen (Vers 2), und auch diejenigen, die sagen, Allah hätte sich einen Sohn zugelegt (Vers 4) - das sind die Christen ebenso wie die Juden, die laut Vers 9:30 behauptet hätten, Esra sei der Sohn Gottes.

Allah tröstet Mohammed über seinen Kummer über die Halsstarrigkeit der Ungläubigen (Vers 6) und erinnert ihn daran, dass die Reize dieses Lebens nur eine Probe sind (Vers 7).

Dann erzählen die Verse 9-26 die Geschichte von den "Leuten der Höhle und der Inschrift" (Al-Kahf und Ar-Raqim, Vers 9). Al-Kahf ist die Höhle, in der die jungen Männer 300 oder 309 Jahre lang schliefen (Vers 25, wobei der Unterschied durch die Nichtübereinstimmung von Sonnen- und Mondkalender zustandekommt), wie durch ein Wunder von Allah beschützt. Es gibt keine Übereinstimmung über die Bedeutung von Ar-Raqim. Einige meinen, es beziehe sich auf ein nahegelegenes Tal oder einen Berg, während Anas und Sha‘bi behaupten, es war der Name des Hundes, der bei ihnen war und der in den Versen 18 und 22 erwähnt wird. Sa‘id bin Jubayr sagte, es war "eine Tafel aus Stein, auf die sie die Geschichte von den Leuten der Höhle schrieben und die sie dann an den Eingang der Höhle stellten" - daher: "die Inschrift".

Diese Leute der Höhle waren laut Ibn Kathir "Knaben oder junge Männer", die "mehr von der Wahrheit annahmen und besser geleitet waren als die Älteren, die hartnäckig festgelegt auf ihren Wegen geworden waren und sich an die Religion der Falschheit klammerten." Sie erkennen die Einheit von Allah an und weisen die Götzen ihres Volkes zurück; Allah schützt sie vor den Götzendienern, indem er sie in der Höhle beschirmt (Verse 14-16).

Obwohl die jungen Männer drei Jahrhunderte lang in der Höhle blieben, antworteten sie, als sie gefragt wurden, wie lange sie dort gewesen waren: "Einen Tag, oder den Teil eines Tages" (Vers 19). Allah "kehrte sie nach rechts und nach links um" (Vers 18) - vermutlich um ihre Körper vor dem Verfall zu bewahren, während sie schliefen, denn, so Ibn Abbas: "Wenn sie sich nicht umgedreht hätten, hätte die Erde sie verzehrt." Ihr Hund, währenddessen, "streckt seine Vorderbeine im Vorraum aus" (Vers 18) - mit anderen Worten, er war nicht exakt innerhalb der Höhle, so dass er die Engel nicht vom Eintreten abhielt. "Er saß außerhalb der Tür", erklärt Ibn Kathir, "weil die Engel nicht ein Haus betreten, in dem ein Hund ist, wie in As-Sahih berichtet wird, noch betreten sie ein Haus, in dem ein Bild ist, eine Person im Zustand ritueller Unreinheit oder ein Ungläubiger, wie im Hasan Hadith erzählt wird." Bukhari [Sahih Bukhari 4/54/448] berichtet von einer Überlieferung, in der Mohammed sagt: "Engel betreten kein Haus, in dem ein Hund ist oder ein Bild einer lebenden Kreatur." Gleichwohl fährt Ibn Kathir fort: "Der Segen, dessen sie sich erfreuten, erstreckte sich auch auf ihren Hund, so dass der Schlaf, der sie überwand, auch ihn überwand. Dies ist der Vorteil, wenn man sich guten Leuten anschließt, und so erlangte dieser Hund Ruhm und Größe. Es wurde gesagt, dass er der Jagdhund von einem der Leute war, welches die passendere Sichtweise ist, oder dass er der Hund vom Koch des Königs war, der ihre religiösen Ansichten teilte und seinen Hund mitbrachte."

Es handelt sich hier um eine Adaption der christlichen Geschichte von den Sieben Schläfern von Ephesus (auch wenn der Koran sich über ihre Anzahl weniger sicher ist -- siehe Vers 22), die im byzantinischen Christentum als Heilige verehrt werden - siehe hierzu einen [englischsprachigen] Bericht der griechisch-orthodoxen Erzdiözese von Amerika. Diese jungen Männer suchten in einer Höhle vor den Heiden des vorchristlichen römischen Reiches Zuflucht, wurden wie durch ein Wunder geschützt und wachten auf, nachdem das Reich christianisiert worden war. (Ibn Kathir hingegen glaubt, dass die Geschichte vorchristlich ist, da die jüdischen Rabbis sie kennen und Mohammed darüber als eine ihrer Prüfungen seines Prophetentums befragen.)

In den Versen 27-44 kommt nach einer kurzen Beschwörung der Gärten des Paradieses (Verse 27-31) eine ausführliche Parabel über einen Mann, der die Dinge dieser Welt mehr schätzte als den Gehorsam gegenüber Allah. Die Botschaft ist die gleiche wie bei Lukas 12:15-21: "Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?"

Dann wiederholen die Verse 45-59 die Warnungen vor dem drohenden Jüngsten Tag (Vers 49). Satans Weigerung, sich vor Adam zu verneigen, wird wieder in Erinnerung gerufen, und Allah warnt die Menschen, nicht Satan in seinem Ungehorsam zu folgen (Vers 50). Hier wird Satan als einer von den Dschinn identifiziert, im Gegensatz zu seiner Identifikation als Engel an anderer Stelle - siehe dazu unsere Diskussion der Sure 7:11-25. Diejenigen, die von den Ungläubigen als Partner mit Allah verbunden wurden, werden an jenem Tag nicht von Nutzen sein (Vers 52). Allah hat Gesandte geschickt, aber die Ungläubigen spotten über sie (Vers 56). Sie werden zu Grunde gerichtet werden (Vers 59).

Nächste Woche: Die erstaunliche Geschichte von Mose und Al-Khidr, "Der Grüne Mann."

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  Sure 18, Verse 60-82

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 18, “The Cave,” verses 1-59

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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