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Sure 18: die Höhle (übersetzt von Martin) Die Bedeutung von Sure 18 für die muslimische Frömmigkeit, die letzte Woche erwähnt wurde, wird durch zahlreiche Hadithe bekräftigt. In einem davon [Sahih Bukhari 6/61/531] rezitierte ein Mann die Sure, als "eine Wolke herunterkam und sich über dem Mann ausbreitete, und sie kam näher und näher zu ihm, bis sein Pferd begann herumzuspringen (als ob es vor etwas Angst hätte). Als es Morgen wurde, ging der Mann zum Propheten und erzählte ihm von diesem Erlebnis. Der Prophet sagte: "Das war As-Sakina (die Ruhe), die wegen (der Rezitation) des Koran herabgestiegen ist." As-Sakina ist eine Adaption der hebräischen Schekinah, welche in der jüdischen Tradition Gottes Präsenz in der Welt bezeichnet, und die Wolke erinnert eindeutig an die Wolke, die Gottes Anwesenheit in biblischen Passagen wie Exodus 40:35 begleitet. Wie andere biblischen Konzepte, die in den Islam eingeführt wurden - besonders Jesus als das "Wort Gottes" - hat es diese starke Konnotation nicht im islamischen Denken. Die Verse 60-82 von Sure 18 enthalten eine der seltsamsten und fesselndsten Geschichten im gesamten Koran: über die Reise von Mose und Khidr, eine der großartigsten Überlandreise-Erzählungen aller Zeiten. Mose, der mit seinem Diener reist, vergisst den Fisch, den sie für ihr Essen mitgenommen hatten (Verse 60-64). Als sie zurückkehrten, um ihn wiederzufinden, fanden sie "einen von unseren Dienern, dem wir Barmherzigkeit von uns hatten zukommen lassen, und den wir Wissen von uns gelehrt hatten" (Vers 65). In der islamischen Tradition [Sahih Bukhari 1/3/74] wird dieser Mann als Al-Khadir oder Al-Khidr oder, landläufiger, Khidr identifiziert, "der Grüne Mann". Einige identifizieren ihn als einen Propheten, andere als einen Wali, einen muslimischen Heiligen. Abu Hayyan Al-Gharnati, ein Korankommentator des vierzehnten Jahrhunderts, weist auf Vers 82 hin, in dem Khidr sagt, er "habe es nicht von mir aus getan", um die Auffassung zu vertreten, dass er ein Prophet gewesen war - denn wenn er von jemand anderem veranlasst worden war, wer könnte einem Mann, der so heilig war, dass er einen Propheten wie Mose belehrte, etwas eingeben außer Allah selbst? Allerdings bemerkte ein anderer islamischer Gelehrter des vierzehnten Jahrhunderts, Ibn Taymiyya, dass "die Mehrheit der Ulema [islamische Religionsgelehrte] glaubt, dass er kein Prophet war." Wie auch immer, zu Beginn des Treffens fragt Mose Khidr: "Darf ich dir folgen, damit du mich (etwas) von dem rechten Weg lehrst, den du gelehrt worden bist?" Khidr ist misstrauisch (Verse 67-68) und stimmt schließlich zu, solange Mose ihm keine Fragen stellt (Vers 70). Mose ist einverstanden. Khidr und Mose besteigen dann ein Schiff, welches Khidr sofort anbohrt - worauf Mose sein Versprechen zum ersten Mal bricht und Khidr Vorwürfe macht (Vers 71). Khidr erinnert ihn an sein Versprechen (Vers 72-73). Kurz danach ermordet Khidr einen jungen Mann in einem scheinbar willkürlichen Akt, und Mose kritisiert ihn erneut (Vers 74), worauf dann der gleiche Wortwechsel über das Versprechen folgt (Verse 75-76). Schließlich baut Khidr eine Mauer wieder auf, die in einer Stadt eingestürzt war, die ihnen die Gastfreundschaft verweigert hatte, und Mose schimpft noch einmal mit ihm (Vers 77), denn er hätte Lohn für seine Tätigkeit erhalten können, mit dem die zwei Essen und Unterkunft hätten kaufen können. Schlussendlich sagt Khidr Mose, dass ihre Reise zuende ist, und erklärt seine seltsamen Aktionen. (Mohammed kommentiert [Sahih Bukhari 4/55/613]: "Wir wünschten, Mose hätte geduldig bleiben können, so dass Allah uns mehr über ihre Geschichte hätte erzählen können.") Khidr beschädigte das Schiff, weil ein König "jedes Schiff mit Gewalt nahm", aber nicht solche, die unbrauchbar waren (Vers 79) - vermutlich konnten die armen Eigentümer ihr Schiff reparieren, sobald der König vorübergezogen war. Khidr tötete den jungen Mann, weil er seinen gläubigen Eltern mit "seiner Widersetzlichkeit und seinem Unglauben" wehgetan hätte (Vers 80), und Allah wird ihnen einen besseren Sohn geben (Vers 81). Und was die Mauer betrifft, unter ihr war ein Schatz vergraben, der zwei Jungen gehörte, die zu jung waren, um ihn zu diesem Zeitpunkt zu erben - so dass die Reparatur der Mauer ihnen die Zeit gab, die Volljährigkeit zu erreichen, während der Schatz vor Diebstahl geschützt blieb (Vers 82). Maududi verkündet, was bei all dem der Punkt ist: "Du sollst volles Vertrauen in die Weisheit von dem haben, was in der göttlichen Werkstatt in Übereinstimmung mit dem Willen von Allah geschieht. Da die Realität vor dir verborgen ist, bist du darum verlegen, die Weisheit von dem zu verstehen, was passiert, und wenn es manchmal so erscheint, als ob die Dinge sich gegen dich wenden, schreist du heraus: 'Wie und warum ist das passiert?' Die Tatsache ist die, dass wenn der Vorhang vor dem Unsichtbaren entfernt werden würde, du selbst erkennen würdest, dass das, was hier passiert, dem Besten dient. Selbst wenn es mitunter so erscheint, als ob etwas gegen dich läuft, wirst du herausfinden, dass es zum Schluss zu einigen guten Ergebnissen für dich führt." Der Koranübersetzer Abdullah Yusuf Ali bietet vier Lehren aus dieser Geschichte an, einschließlich der Idee, dass "selbst der gesamte Vorrat an Wissen der heutigen Zeit, die Wissenschaft, die Künste und die Literatur, (vorausgesetzt es könnte von einer Einzelperson erfasst werden) nicht alles Wissen mit einschließt. Göttliches Wissen, soweit es den Menschen betrifft, ist unbegrenzt." Und: "Da sind Paradoxa im Leben: scheinbarer Verlust kann tatsächlicher Gewinn sein; scheinbare Grausamkeit kann tatsächliche Barmherzigkeit sein; Böses mit Gutem zu erwidern kann Gerechtigkeit und nicht Großmut sein (Sure 18:79-82). Allahs Weisheit übersteigt alle menschliche Berechnung." Ein weiterer Punkt tritt in der islamischen Tradition zutage [siehe Sahih Muslim 19/4457]: Töte keine Kinder, außer du weißt, dass sie zu Ungläubigen heranwachsen werden. "Der Gesandte Allahs (Friede sei auf ihm) tötete keine Kinder, so sollst du sie auch nicht töten, außer du könntest wissen, was Khadir über das Kind wußte, das er tötete, oder du könntest zwischen einem Kind, das zu einem Gläubigen heranwächst, und einem Kind, das zu einem Nicht-Gläubigen heranwächst, unterscheiden, so dass du den (zukünftigen) Nicht-Gläubigen getötet und den (zukünftigen) Gläubigen beiseite gelassen hättest." Die Prämisse auf diese Weise auszudrücken [Spencer meint, sie als reale und nicht als irreale Möglichkeit auszudrücken] möge helfen, das Fortdauern des Phänomens des Ehrenmordes in islamischen Ländern und sogar unter Muslimen im Westen zu erklären. In der islamischen mystischen Tradition spielt Khidr eine große Rolle. Der sufische Mystiker aus dem achten Jahrhundert Ibrahim Bin Adham (Abou Ben Adhem) behauptete einst: "In dieser Wildnis lebte ich vier Jahre lang. Gott gab mir mein Essen ohne jede Mühe meinerseits. Khidr, der Grüne Alte, war mein Gefährte während dieser Zeit - er lehrte mich den Großen Namen Gottes." Einige halten Khidr für unsterblich (Ibn Taymiyya glaubt dies). Diese Meinung beruht auf vielen Argumenten. Bayhaqi erzählt, dass, als Mohammed starb, die versammelten Trauernden eine Stimme hörten - identifiziert als die von Khidr - die sie ermahnte, auf Allah zu vertrauen. Die Idee hat auch eine Basis in Mohammeds eigenen Worten. Einmal erzählte Mohammed seinen Anhängern über den Daddschal, die Anti-Christen-Gestalt, die eine wichtige Rolle in der islamischen Eschatologie spielt. Der Daddschal, erklärte er [Sahih Muslim 41/7017], würde eine Person töten und sie wieder zum Leben erwecken und würde dann versuchen, sie wieder zu töten, aber nicht dazu in der Lage sein. "Diese Person wird Khadir sein." Infolge seiner Unsterblichkeit haben nicht wenige muslimische (und sogar nicht-muslimische) Mystiker durch die Jahrhunderte von Begegnungen mit Khidr erzählt - hier ist ein nicht ganz ernst gemeintes neueres Beispiel, bei dem ein Mann bei Home Depot [einer Baumarktkette] Khidr über den Weg läuft: http://www.blaketashi.com/khidr_interview.htm Nächste Woche: Der Auftritt auf der koranischen Bühne von... Alexander dem Großen! Englischer Original-Artikel: ![]() islam-deutschland.info empfiehlt zum Weiterlesen folgende Koran-Übersetzungen ins Deutsche: ![]() ![]() Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten: ![]() ![]() Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden. Als Anglophiler, als Webmaster, oder als Journalist können Sie unser Projekt "DAS KORAN-BLOG" auch aktiv unterstützen. |